Transsexualität-NIBD
Erste Hilfe => Erste Hilfe für U<18 => Thema gestartet von: JulianNoah am 31.Dez 2012, 16:31
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ich habe schon mehrmals gelesen, dass ich so was bräuchte, aber
was mus drinstehen?
wie umfangreich?
tabellarisch?
???
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Ein Transsexueller Lebenslauf, beschreibt Augenblicke/Gedanken/Empfindungen mit deinem Leben verknüpft wo du meinst die "Aussagekraft haben"/"wichtig sind" um zu verstehen was in dir vorgeht. Irgendwie muss ein Gutachter ja etwas über dich Erfahren. Er kann so Umfangreich sein wie du es für nötig hältst, ich würde es aber auf Schlüsselmomente reduzieren oder an bestimmten Sachen verdeutlichen was dein Leben schon immer geprägt hat. Las was dich bewegt(e) heraussprudeln.
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danke.
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Hallo Julian !
Aus meiner Sicht sollten darin alle wichtigen Stationen, die im Zusammenhang mit deinem TS stehen enthalten sein, also in etwa:
... etwas zur Kindheit (wie war sie)
... Schulzeit und Pubertät (Empfindungen, Gefühle)
... weiterer Lebensweg (wie war er), Selbstfindung und Akzeptanz
... aktuelle Lebenssituation (soziale Integration, HRT, Psy. Begleitung)
... Wünsche für die Zukunft (Op, Partnerschaft)
ich habe auch versucht den Leidensdruck dort schon mit einzubauen und ich habe auch Bilder (überwiegend von Fasching wo ich durchgängig in einer männlichen Rolle verkleidet war wie Cowboy, Indiander, Tierarzt etc.) beigefügt.
Hm, wie umfangreich der sein sollte, ist glaube ich pauschal nicht zu sagen.
Ich war ja auch schon "alt" als ich den geschrieben habe und da war die Kurzfassung, also der "tabellarische" schon 3 Seiten.
Hier mal ein paar Beispiele was drinnen stand:
Kindheit / Jugend
- Lieblingsbeschäftigungen waren Bausteine, Auto + LKW, Playmobil Cowboy + Indianer
- Viel mit Cousin und Freund Fußball, Räuber + Gendarm usw. gespielt
- Außenseiterdasein mit nur wenigen Freuden
- Auf Wunsch immer Kurzhaarschnitt
- Abneigung gegen meinen (weiblichen) Namen
- Beim Spielen Übernahme der männlichen Rollen
Grund- und Hauptschule "Hauptschulabschluß" habe mehrer Schulformen besucht und die Gliederung daher entsprechned aufgebaut, also bis hin zum Gymi)
- Männlicher Kostümwunsch für Karneval: Cowboy, Indianer, Matador, Tierarzt, Sheriff u.ä.
- totale Abneigung gegen Rot/Rosa
- Vorliebe für Hosen (Rock notgedrungen nur zu besonderen Anlässen)
- Jahreszahl – 12/13 Jahren im Ballett immer Männerrolle
Erwachsenenleben
- Zwischendurch sehr kurze Phasen (z.B. Abschlussball), in denen ich mich auf Drängen meiner Umwelt, zwang mich weiblicher zu kleiden oder längere Haare zu tragen. War immer eine Maskerade und ich fühlte mich schlecht dabei
- Als „Frau“ angesprochen zu werden fühlt sich falsch an, ist irgendwie auch verletzend
- Einkauf überwiegend nur in Männerabteilungen oder Männerkatalogen
Habe dann die Gliederung zeitlich auch auf meine berufliche Sitution und deren TS Probleme bezogen.
Und zum Schluß nochmal pauschalere, zeitlich nicht genau fassbare Dinge geschrieben wie:
- Unbeirrt trage ich weiter Männerkleidung, kurze Haare, ich bin einfach ein Junge auch wenn andere das nicht sehen
- Von Beginn an der Wunsch, die weiblichen Attribute loszuwerden, weil dieses nicht meinem Körperempfinden entspricht, es ist kein Teil meines männlichen Wesens, sondern etwas Fremdes. Gedanken und Träume diese Abzuschneiden
- In Träumen seit Gedenken immer männliches Selbstbild, Gefühl von Freiheit dabei, weil ich im Traum ich selbst sein kann
- Auf selbstgemalten Bildern fast immer als männliches Wesen dargestellt.
- Beim Blick in den Spiegel immer die negative Erinnerung daran, dass mein Körper nicht meinem Empfinden bezüglich Geschlecht entspricht
- Kaum sportliche Aktivitäten da die weiblichen Attribute z.B. beim Schwimmen sehr deutlich zu sehen oder störend waren/sind.
Und natürlich die Sachen wie Outing, Therapiebeginn etc.
- In Internetforen, auf Treffen schon in <Jahreszahl> Vorstellung als <männlicher Name>
Der ausführliche war innhaltlich eigentlich wie der tabellarische, nur halt in "schönen, vollständigen" Sätze formuliert. Ich hatte beide dann mit und ensprechend nach was der Gutachter haben wollte ihm gegeben (aber jeweils mit Bildern).
Dem Gericht hatte ich glaube ich nur die Kurzform geschickt, die der Gutachter dann auch als Kopie bekommen hatte.
So, ich hoffe Dir hilft mein zuvor geschriebenes weiter !
Ansonsten frage einfach mal nach !
Viele Grüße
Wolf
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danke für die ausführlich antwort :)
und was ist HRT?
... aktuelle Lebenssituation (soziale Integration, HRT, Psy. Begleitung)
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HRT= Hormonersatztherapie = Testo für Transmänner bzw. Östrogene für Transfrauen
Ich habe mit 12/13 ja auch mal Ballett gemacht und das für mich versucht positiv zu formulieren ;)
Es sind halt viele Klieschee-Dinge, aber meiner Ansicht nach ist es teilweise notwendig diese zu nutzen.
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und ich achte immer, hrt wär ein anderer name für östro, weil transmänner immer testo und die -frauen hrt schreiben.
erleuchtung ;)
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Ich habe mit 12/13 ja auch mal Ballett gemacht und das für mich versucht positiv zu formulieren ;)
Am einfachsten sind immer die nackten Tatsachen ohne Versuche einer Interpretation in die gewünschte Richtung. Ich hatte Gelegenheit, auszuprobieren, wie der Psychologe reagiert, ohne dabei negative Auswirkungen für meinen Weg fürchten zu müssen, denn ich war dort, weil ich noch ein Schreiben für die Krankenkasse brauchte, aber schon Hormone bekam und deshalb auch eine negative Einschätzung keine Konsequenzen gehabt hätte.
Ich habe es ausprobiert: Ich habe die ganzen "männlichen" Kindheitsbeschäftigungen aufgezählt, keine "weiblichen", nur den Wunsch, Mädchenbekleidung zu tragen. Der Psychologe hatte keine Rückfragen und hat mir TS anstandslos bescheinigt.
Ich hoffe, das beruhigt ein wenig. Man muß keine Angst haben, wegen einer Kleinigkeit "aussortiert" zu werden.
Mihi
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Um es klar zu sagen:
was ich mit "postiv formulieren" geschrieben habe meint nicht: lügen !
Aber man kann durchaus weglassen, das man während der Stunden "gezungen" war einen wenn auch blauen, aber unmännlichen Ballettanzug zu tragen und eben stattdessen zu erwähnen, das man halt die Männerrollen dargestellt hat.
Interpretieren macht derjenige der das liest. Wenn die Leute nur das Lesen würden, was an Worten da steht wäre mein Leben um vieles einfacher (gelaufen).
Man weis halt nie was für einen Gutachter man erwischt bzw. auf was der Wert legt.
Man muß keine Angst haben, wegen einer Kleinigkeit "aussortiert" zu werden.
Da hast Du vollkommen Recht !