Transsexualität-NIBD

Wissenschaft, Veröffentlichungen, Medien & Co => Allgemeines => Thema gestartet von: Gert-in-trans am 19.Jun 2010, 01:16

Titel: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 19.Jun 2010, 01:16
HORMONE - "Fluch" oder "Segen" ?

Fast jede / jeder "Transsexuelle", aber nicht nur die, werden irgendwann damit konfrontiert - HORMONE !
Diese sind unabdingbar, möchte man die körperliche Angleichung an sein Wunschgeschlecht vollziehen. Ich beschränke mich hier auf die Angleichung vom männlichen Körper zum weiblichen, einfach deshalb, weil ich mich da am Besten auskenne.
Anmerkung: Es gibt keine speziellen Hormone für Transsexualität, sondern man muss entweder "Verhütungsmittel" - Pille oder Pflaster - nehmen oder "Wechseljahreshormone", also Hormone, die Frauen nach Ausbleiben der Menstruation und damit verbundener Verringerung weiblicher Hormone im Körper als "Ersatztherapie" verabreicht werden.

Bei der Auswahl der Medikamente sind Nutzen und Risiko gegeneinander abzuwägen, wie bei jeder medizinischen Behandlung.
Generell sind weibliche Sexualhormone nicht mit mehr Risiken verbunden als andere Dauerbehandlungen, wie mit Cortison, Schmerzmitteln, Blutdrucktabletten, Tabletten gegen Diabetis u.a.m. Es ist keine dem gegenüber erhöhte Krankheits- oder Sterberate nachgewiesen. Liest man die Beipackzettel, sind die ähnlich wie bei fast allen Medikamenten.
Meiner Meinung nach sollte man die teilweise sehr übertriebenen Äußerungen für, aber besonders gegen Hormone etwas relativieren und auch in bestimmte Interessenlagen, die dahinter stehen, einordnen. Stellt Euch mal vor, Hormone würden mehr positiv bewertet, was würde dann passieren: Jede Frau so ab 50 möchte dann eine "Dauerbehandlung" damit von ihrer Gynäkologin - die Folge - die Krankenkassen wären finanziell damit völlig überfordert! ("Zwinker").
Aber zurück zu den Hormonen: Die zwei wesentlichen, die ich derzeit bekomme, zeige ich Euch hier (bitte auf jeweiligen Link klicken):

http://1.bp.blogspot.com/_TdUGMy54YW8/TBukHet-hWI/AAAAAAAAAec/ThqqTAeIG5U/s1600/IMG_0801.JPG
http://1.bp.blogspot.com/_TdUGMy54YW8/TBuep3yE5gI/AAAAAAAAAeU/KL7c14zTgsE/s1600/IMG_0803.JPG

Das 1. ist ein Antiandrogen und wird auch zur Behandlung von Prostataleiden bei Männern eingesetzt. Es drückt das männliche Sexualhormon "Testosteron" herunter, wodurch die weiblichen Hormone die "Oberhand" im Körper gewinnen.
Das 2. ist das weibliche Haupthormon "Östrogen", was parallel zugeführt wird und damit zusätzlich verweiblichend wirkt (Brustbildung, Veränderung der Körperform durch Fettumverteilung, Nachlassen der Körperbehaarung, verstärktes Haarwachstum...). Es handelt sich dabei um ein Medikament für die Ersatztherapie bei Wechseljahresproblemen.

Damit habe ich schon gleichzeitig die ERWÜNSCHTEN Nebenwirkungen der Hormonzufuhr bei Transsexuellen genannt, nämlich die körperliche Verweiblichung!

Was gibt es aber nun für Risiken?

Zunächst einmal sollte man auf keinen Fall eine Hormonzufuhr ohne ärztliche Betreuung vornehmen. Denn der Arzt, bei Transsexuellen in der Regel ein Urologe oder Endokrinologe, führt begleitend Blutuntersuchungen und Hormonspiegelmessungen durch. Dieses ist wichtig, um eine Unter- aber auch Überdosierung zu vermeiden. Bei ersterem geht die Verweiblichung zu langsam voran, bei zweiteren entstehen Risiken, wie Tumorbildung in der Hirnanhangdrüse, Herzklappen- und Herzkranzgefäßprobleme, Kreislauf- und Gleichgewichtsstörungen oder Gefahr von Thrombosen und Embolien.
Damit habe ich die wesentlichen und EXTREMSTEN Nebenwirkungen genannt, die aber nur in ca. 4-5 Fällen bei 10.000 behandelten Personen vorkommen und diese hatten dann auch meist schon Vorerkrankungen in diesen Richtungen.

Somit wird klar, dass das INTENSIVE Gespräch mit dem Arzt, besonders über die anderen Gesundheitsprobleme, die man hat und die Medikamente, die man bereits wegen anderer Krankheiten einnimmt, unbedingt notwendig ist, um die Risiken zu minimieren.
Der Arzt kann dann auch prophylaktische Mittel zur Vorbeugung gegen Nebenwirkungen verordnen, wie die Einnahme geringer Dosen an "Acetylsalicylsäure (Aspirin)" gegen Blutverdickungseffekte der Hormone.

Wie läuft es bei mir so?
Bei mir wurde mit geringen Dosen begonnen und diese schrittweise, in Abhängigkeit des körperlichen Zustandes erhöht. Seit ca. 1 Monat nehme ich folgende Medikation unverändert ein: 2 x 1 Tablette Cyproteron á 100 mg und 2 x 1 Tablette Estradiol(Östrogen) á 2 mg.

Generell hat mein Körper schon eine Weile gebraucht, sich "umzustellen". Denn die weiblichen Hormone regeln ja alles neu - das Schwitzen, das Gleichgewicht, es kommt zu Muskelabbau - man wird "schwächer", den Kreislauf u.v.m. Aber nach einer "Eingewöhnungsphase" von ca. 3 Monaten kann ich diese Probleme als relativ gering bis gar nicht mehr vorhanden einschätzen (TOI,TOI,TOI und 3 X Holz!). Aber ich habe auch meine Lebensweise und bestimmte Dinge wie schweres körperliches Betätigen neu regeln müssen - eine gewisse Anpassung ist schon notwendig!
Im Vergleich dazu sind die positiven Wirkungen auf mein Wohlbefinden, meine Psyche, meine Mentalität aber um ein VIELFACHES größer.

Fazit: Ob jemand die Einnahme von Hormonen als "Segen" oder als "Fluch" oder "notwendiges Übel" ansieht, hängt meiner Meinung nach sehr stark von der Ausprägung seiner Transsexualität ab, von der Stärke des "Leidens", welches ihm der "falsche männliche" Körper verursacht hat.
FÜR MICH JEDENFALLS SIND BISLANG DIESE HORMONE DAS BESTE MITTEL, WAS ICH FÜR MEIN WOHLBEFINDEN UND MEINE GESUNDHEIT, ZU DER HAUPTSÄCHLICH DIE PSYCHE MIT GEHÖRT, JE BEKOMMEN HABE UND ICH MÖCHTE DAS NICHT MEHR MISSEN!

Viele Grüße
Eure Gerti.[/b]

Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 19.Jun 2010, 03:51
ERGÄNZUNG ZUM BEITRAG:

Anmerkung: Dieser Beitrag ist eine rein subjektive Darstellung von mir und wiederspiegelt meine Erfahrungen. Er erhebt in keiner Weise den Anspruch auf medizinische und wissenschaftliche Korrektheit und Vollständigkeit!


Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Johanna am 21.Jun 2010, 11:56
Hallo Gerti,

deine Euphorie
Für mich jedenfalls sind bislang diese Hormone das beste Mittel, was ich für mein Wohlbefinden und meine Gesundheit, zu der Hauptsächlich die Psyche mit gehört, je bekommen habe und ich möchte das nicht mehr missen!
kann ich nicht teilen. Ich halte solche Jubelgesänge sogar für kontraproduktiv. denn es gibt schon genug TS, die zu Anfang rufen "Ohne Hormone kann ich nicht vor die Haustür, da sehe ich wie ein Mann aus. Wo kriege ich endlich meine Hormone her?". Dabei sind das falsche Erwartungen, die in Hormone gesteckt werden.

Man sollte auch mal ganz klar sagen, was Hormone nicht können:
- Sie verbessern das Passing während des Alltagstests nicht!
   (Stimmt nicht ganz, aber wer ohne Hormone kein weibliches Aussehen zustande kriegt, schafft es mit Hormonen ebensowenig.)
- Hormone machen aus niemanden eine Frau, auch langfristig nicht.

Zitat
Im Vergleich dazu sind die positiven Wirkungen auf mein Wohlbefinden, meine Psyche, meine Mentalität aber um ein VIELFACHES größer.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass dies nur ein sekundärer Effekt ist. Du weißt, dass es endlich mit einer körperlichen Veränderung los geht, und dieses Wissen macht dich glücklicher und ausgeglichener. Mit anderen Worten, ein Placebo hätte genauso gut gewirkt (am Anfang, bis der Verstand den Betrug bemerkt hätte).

Nach zwei Jahren HRT muss ich sagen, dass die Effekte der Hormone nicht so grandios sind. Viele kleine Effekte, ja, aber nichts Großartiges.

Zitat
Damit habe ich die wesentlichen und EXTREMSTEN Nebenwirkungen genannt, die aber nur in ca. 4-5 Fällen bei 10.000 behandelten Personen vorkommen und diese hatten dann auch meist schon Vorerkrankungen in diesen Richtungen
Die von dir aufgeführten seltenen Nebenwirkungen sind deutlich häufiger. Insbesondere Thrombosen sind so selten nicht.

P. S: Die Großschreibung stört mich weniger...
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 21.Jun 2010, 17:49
Zitat
Im Vergleich dazu sind die positiven Wirkungen auf mein Wohlbefinden, meine Psyche, meine Mentalität aber um ein VIELFACHES größer.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass dies nur ein sekundärer Effekt ist. Du weißt, dass es endlich mit einer körperlichen Veränderung los geht, und dieses Wissen macht dich glücklicher und ausgeglichener. Mit anderen Worten, ein Placebo hätte genauso gut gewirkt (am Anfang, bis der Verstand den Betrug bemerkt hätte).

Auf mich bezogen würde ich Gertis Formluierung ganz klar unterschreiben.
Liebe Johanna, die Hormone haben keineswegs nur sekundäre Effekte: Die Sexual-Hormone wirken sich eindeutig auf die Psyche aus (auch bei Bio-Männern und -Frauen), ebenso bekanntlich auch auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Testosteron ist auch als Doping-Mittel im Sport durchaus beliebt, und unsere HRT ist schnell wirkendes Anti-Doping ;)
Sie wirken sich auch auf die Libido aus - auch damit muss man klarkommen können, und Du weisst, dass diese nicht von außen sichtbaren Wirkungen wichtige Indikatoren dafür sind, auf dem richtigen Weg zu sein.

Andere Dinge - das Brustwachstum ist bei uns Frauen tatsächlich meist recht schwach, es kann aber auch ausgesprochen stark sein. Stimmbruch, Bartwuchs und Glatzenbildung bei den Männern sind dafür ebenso unüberseh- wie unüberhörbar. Bei uns wird die Glatzenbildung meist zumindest gestoppt, und die Hautstruktur ändert sich ziemlich schnell (Porengröße und Feuchtigkeit). Ein Teil der Körperbehaarung geht zurück. Das sind zwar Kleinigkeiten, aber die erleichtern das Passing durchaus - bei der spontanen Geschlechtszuordnung kommt es auf Details an, die ziemlich differenziert wahrgenommen werden.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Michela am 22.Jun 2010, 09:38
Manche (gerne im Umfeld der "Progesteron-Päpstin") versprechen im Internet wahre Wunder, was die Wirkungen einer Hormontherapie betrifft. Meist werden dann auch noch ganz bestimmte Wirkstoffe empfohlen, und jede TS sei blöd, wenn sie sich an die Empfehlungen ihres Arztes hielte.

Nie habe ich in Foren die deutschen Behandlunngsrichtlinien für gut befunden, die eine HRT erst nach einjährigem Alltagstest empfehlen, sondern verweise immer auf die internationalen Empfehlungen der WPATH ( http://www.wpath.org/documents2/socv6.pdf (http://www.wpath.org/documents2/socv6.pdf) ). Selber habe ich ja auch gleich zu Beginn mit den Hormonen begonnen, zusammen mit der Bartepilation, und weiß von den überaus positiven Auswirkungen auf die Psyche.

Gefährlich wird es, wenn Transfrauen sich irrationale Illusionen machen, was die Passing-Verbesserungen durch Hormone betrifft. Wenn sie dann hinterher auf die Nase fallen, ist auch niemandem geholfen. Ein Bärenfell wird zu keiner glatten Brust, eine Halbglatze nicht zur Stirnlinie, und eine 100'er Unterbrustweite aus Knochen wird keine 75'er mehr.

Deshalb stehe ich zu der Warnung: Wer es ohne Hormone mit Schminke und Perücke nicht schafft, auf der Straße als Frau durchzugehen, die hat körperlich so ungünstige Voraussetzungen, dass sie auch nach einer Transition noch mit ernsthaften Passingproblemen klar kommen muss. Und Träume der Art "Nach Hormonen und GaOp kommt eine gute Fee und es macht bling" helfen dann nicht. Wenn das scheinbar negativ rüberkommt, kann ich es nicht ändern.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Johanna am 22.Jun 2010, 15:01
Liebe Johanna, die Hormone haben keineswegs nur sekundäre Effekte: Die Sexual-Hormone wirken sich eindeutig auf die Psyche aus
Das bestreite ich nicht, auch wenn ich nur die Wirkungen aus die Sexualität und die sexuelle Orientierung eindeutig den Hormonen zuordnen kann.

Aber bei den von Gerti beschriebenen Glücksgefühlen zu Anfang der HRT gehe ich davon aus, dass es sich um einen sekundären Effekt, einen Placebo-Effekt handelt, resultierend aus dem Wissen, dass es endlich log geht, aber nicht direkt durch die Hormone verursacht.

Zitat
.... Das sind zwar Kleinigkeiten, aber die erleichtern das Passing durchaus - bei der spontanen Geschlechtszuordnung kommt es auf Details an, die ziemlich differenziert wahrgenommen werden.
Langfristig ja. Aber noch nicht während des Alltagstests - stimmt nicht ganz: der Muskelabbau an den Armen hat sich nach sechs Monaten leicht positiv auf die Erscheinung ausgewirkt - aber davon abgesehen sind die Effekte erst nach ein bis zwei Jahren so weit fortgeschritten, dass sie überhaupt zu einer leichten Verbesserung des Passings beitragen. Mit anderen Worten, egal ob es Hormone gleich zu Beginn des Alltagstests gibt oder deutsche SOC-konform erst nach einem Jahr - das eine Jahr des  Alltagstests muss ohne Unterstützung des Passings durch Hormone durchgestanden werden.

Und wer ohne Hormone kein irgendwie akzeptables Passing kriegt, wird zwar langfristig deutliche Verbesserungen durch Hormone erfahren, aber es ist trotz allem fraglich, ob ihn das Ergebnis zufriedenstellen wird.

Das sollte allen klar sein, die nach Hormonen schreien, aber sich noch nie en femme vor die Tür getraut haben. Es sollen keine falschen Erwartungen geweckt werden.

Gefährlich wird es, wenn Transfrauen sich irrationale Illusionen machen, was die Passing-Verbesserungen durch Hormone betrifft. Wenn sie dann hinterher auf die Nase fallen, ist auch niemandem geholfen....
Deshalb stehe ich zu der Warnung: Wer es ohne Hormone mit Schminke und Perücke nicht schafft, auf der Straße als Frau durchzugehen, die hat körperlich so ungünstige Voraussetzungen, dass sie auch nach einer Transition noch mit ernsthaften Passingproblemen klar kommen muss.
Genau darum geht es mir auch.

Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 22.Jun 2010, 15:09
Zitat
Das sollte allen klar sein, die nach Hormonen schreien, aber sich noch nie en femme vor die Tür getraut haben.

Das letztere sollte eh schon geschehen sein, wenn man über körperliche Veränderungen und einen sozialen Wechsel sinniert.

HALT! EINE  AUSNAHME! Es ist zwar unkonventionell - aber das Modell "als Mann mit weiblicher HRT leben" kann durchaus Sinn machen. Nur - auch dazu sollte man sich vorher ganz bewusst stellen.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Laila am 22.Jun 2010, 16:34
Irgendwie kann ich die Botschaft bei den meisten Beiträgen nur ganz schlecht erkennen????
Ist es gewollt...?
 ::)

Warum wird so vieles dermassen verallgemeinert?
Wenn ich mit die Threads durchlese, denke ich ebefalls, wie Gollum, dass das Thema Hormone eigentlich nur überflüssig, bzw. wenig nutzen hat... vom Alltagstest war soweit ich mich erinnern kann, doch gar nicht wirklich die Rede...?

Sind es nicht eher solche Faktoren, wie Alter, Art der Hormone (synthetisch...), die Medikation, Aussehen und vieles mehr das Entscheidene??

Wir brauchen erst gar nicht weit zu suchen, im Internet gibt es doch genug Bilder von TS-ses, Ladyboys, Shemales..., die eine HRT machen und die Ergebnisse sind eigentlich ganz offensichtlich. Ohne HRT würde keine von denen so aussehen, das ist wohl klar...

Natürlich gibt es ebenfalls Grenzen, doch eine ziemlich hässliche Frau wird ebenfalls Probleme mit dem Passing haben, bzw. hat...
 ;D

Liebe Grüsse

Laila
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Michela am 22.Jun 2010, 19:28
Warum wird so vieles dermassen verallgemeinert?
Wenn ich mit die Threads durchlese, denke ich ebefalls, wie Gollum, dass das Thema Hormone eigentlich nur überflüssig, bzw. wenig nutzen hat ... Sind es nicht eher solche Faktoren, wie Alter, Art der Hormone (synthetisch...), die Medikation, Aussehen und vieles mehr das Entscheidene??

In einem Forum ist es schwierig, allgemeingültige Tipps zu geben, wenn sich noch nicht einmal die Fachleute einig sind, was die "ideale Hormontherapie" ist. Obwohl ich mich ziemlich tief in das Thema eingelesen habe, kommen deshalb eben immer wieder die üblichen Tipps raus:

1) Der Gesundheit zuliebe keine synthetischen Hormone schlucken, sondern naturidentische.
2) Über transdermale Applikation nachdenken, insbesondere bei Vorbelastung bezüglich Thrombose.

Danach wird es schwierig, manche finden Progesteron klasse, andere halten es für überflüssig oder gar schädlich. Die idealerweise anzustrebenden Blutwerte schwanken je nach Publikation zwischen 100 und 300 pg/ml Östradiol. Manche TS brauchen Antiandrogene, andere kommen ohne klar. Jede muss sich da selber durchbeißen und für sich entscheiden, möglichst mit vertrauensvoller Hilfe ihres Arztes. Es hilft auch nichts, irgendwelchen Erfolgsstories einzelner Betroffener im Internet nachzueifern. Denn es hängt von vielerlei Faktoren ab wie Alter (je jünger desto Brust) und familiärer genetischer Veranlagung.

Alle TS (und TV sowieso) mit gutem Passing die ich kenne, konnten auch ohne Hormone gut als Frau durchgehen. Dies wird auch für alle "Professionellen" im Internet gelten, die noch dazu häufig sehr früh (während der Pubertät) inoffiziell mit Hormonen begonnen haben. Jemand der aussieht wie Schwarzenegger, geht nicht als Shemale auf den Strich - egal ob mit oder ohne Hormone.

Im verdeckten Bereich des Forums gibt es ja auch konkretere Debatten und persönliche Erfahrungen mit der HRT, Gerti wollte hier in diesem Thread aber wohl eher eine allgemeine Erstinformation hinterlassen für diejenigen, die sich noch nicht so ins Thema Hormone eingelesen haben.

@Laila: Wenn Du konkrete Fragen zu Deiner HRT hast, können wir das gerne unter
"Medizinisches->Hormone" diskutieren. Soweit ich kann, werde ich entsprechende Fachartikel verlinken oder zitieren.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Julia am 27.Jun 2010, 15:29
mh ich schreibe das jetz mal hier rein als kleine frage weils ja evtl doch passt.

Ich steh jetz kurz vor der HRT beginn und  hab ma so gelesen und alles , und mich mit freundinen unterhalten und habe jetz gehört es soll sog. gestagene geben welche auch weibliche wachstums und sexualhormone sind , die sich besonders als gel bei lokaler anwenung zusammen mit der einnahme des östrogens , bei weglassen von testosteron bockenden medis  sehr positiv auf knorpel wachstum ( bzw rückgang ) und brustwachstum auswirken sollen .

Und in der Kombination gestagene + östrogene auf natürlichem weg ohne androcur das testosteron ziemlich stark senken können .

Kann mir dazu jemand was sagen?  stimmt das?
Sollte ich meine ärztin evtl darauf ansprechen das ich gerne solche gestagene hätte ?

und dann noh eine frage :  Hormon wirkungen im gesicht und brustwachstum mal außen vor .

hat jemand erfahrung  wenn der Hormonspiegel dann weiblich ist , also wenig testosteron viel östrogen etc , und ich mache sport und trainiere , entwickelt sich muskulatur und körperform dann auch weiblich oder muss ich trotzdem aufpassen das ich kein männliches 6pack oder  kreuz bekomme ??  bzw tallienform ?

gruß julia
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 27.Jun 2010, 16:32
In dieser Form stimmt das nicht. Besonders nicht die Theorien vom Knorpelrückgang. Von diesem Gestagen ziemlich gesichert bekannt ist eine aufhellden Wirkung, möglicherweise könnte es auch noch ein wenig die Brustbildung, besonders die Bildung von Fettgewebe beeinflussen - aber bereits das ist nicht mehr verifizierbar.


Vollkommen unabhängig davon kann auf Antiandrogene tatsächlich oft verzichtet werden. Aber auch dies ist vollkommen unabhängig von der Gabe irgendwelcher Gestagene. Um das zu verstehen, muss man wissen, dass es im Körper zwei Regelkreisläufe für die Sexualhormone gibt, die von Hormonen gesteuert werden, die in der Hirnanhangdrüse produziert werrden (LH und FSH) . FSH ist dabei für die Gestagene zuständig, und LH für Testosteron und Estradiol. Beide funktionieren unabhängig vom Geschlecht gleich. Testosteron und Estradiol sind aus Sicht des Regelkreislaufs austauschbar - und das macht sie Sache spannend: wenn man einem männlichen Körper genügend Estradiol zuführt, wird die eigene Produktion (des Testosteron!) zurückgeregelt, denn es ist ja genügend "Sexualhormon" da.

Das bedeutet aber, dass man ausschließlich durch die Gabe von Estradiol die Testosteron-Produktion drosseln kann. Weil die Regelkreiskläufe nicht geschlechtsspezifisch sind, stellen sich typisch weibliche Hormonspiegel in der Regel dann ein, wenn die Estradiolzufuhr bei einer Transfrau einen Estradiolspiegel erzeugt, der verlgeichbar dem des Maximums der Lutealphase ist.

Diese Regelkreisläufe sind ziemlich flink; immerhin steuern sie die raschen Schwankungen der Hormonspiegel des weiblichen Zyklus.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Julia am 27.Jun 2010, 17:37
Okay ... Das heißt ich könnte also ggf zumindest fürn anfang versuchen komplett auf androcur oda ähnliches zu verzichten .

Und wie is das dann mit diesen gestagenen , ich bekomm eben mit das die in den USA viel verwendet werden und da bekommtman ja passable ergebnisse mit ,

Nun darf ich mir meistens sagen lassen das ich so ohne hormone auch schon recht passabel bin bis auf noch etwas dünne haare was aba grade medikamentös behoben wird ,  An die Hrt , stel ich ma gesichts typisch eher weniger hoffnungen , ich hoffe ein bisl auf brustwachstum das es natürlich wird , weis net ein etwas feineres gesicht durch hormone wäre wünschens wert aber ich gehe davon aus das sich da nicht viel tun wird , und die nase muss sowieso ein chirurg richten da se von hormonen au net gerade wird .

Nun back to topic , können gestagene den schaden? oder sollte man es vllt einfach mal damit versuchen?   Männlicher wird man davon ja nun nicht nehm ich an .
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 29.Jun 2010, 03:54
Hallo, liebe Freunde,

Oh je, tolle Resonanz, hätte ich gar nicht erwartet, aber freut mich sehr. Ich hatte die letzte Zeit anderweitig viel zu tun, so dass ich heute erst alles gelesen habe.

Also erst mal: Ich "schreie" niemanden nieder. Ich habe diesen Quatsch schon mal gehört. Wer denkt sich denn so was nur aus? Großschreibung wird klassisch benutzt zum HERVORHEBEN der von Schreiber für besonders wichtig erachteten Worte. Außerdem, wen soll ich denn nieder schreien? Ich habe doch auf Niemanden geantwortet, sondern nur meine Meinung kund getan. Und bitte etwas höflicher, wenn´s geht. Danke im Voraus.

Also, ich bin bei 2 Spezialisten auf dem Gebiet in Behandlung. Beide haben schon Transsexuelle zu DDR-Zeiten behandelt (1 Urologe, 1 Psychologe, der auch Gutachter ist). Fakt ist, dass der Organismus entscheidend von Hormonen beeinflusst wird. Nach längerer Einnahme in ausreichender Dosierung folgt der Körper weiblichen Regeln, er ist dann weiblich. Der Kreislauf wird weiblich, das Schwitzen, Riechen, der Haarwuchs, die Blutzusammensetzung, die Nervenreaktionen zu Gehirn, der Wasserdrang, die Körperbehaarung, der Muskelaufbau, die Fettverteilung, das Brustwachstum, die Durchblutung, die Knochendichte, die körperliche Stärke, die Hautempfindlichkeit (wird trockener), also eigentlich alles, was einen Funktionsmechanismus im Ganzen ausmacht. Nochmal: Das habe ich mir nicht ausgedacht, über die Wirkung von Hormonen gibt es wissenschaftliche Literatur und Spezialärzte mit Erfahrung haben mir das erklärt.

Und ich stelle bei mir dasselbe fest wie Bea es sagt, auch die Mentalität und das Verhalten wird ganz klar weiblicher.
Bei mir ist das alles jedenfalls so, da kann hier jemand sagen, was er will.
Die Hormone sind für einen Transsexuellen das Entscheidende, denn bei ihm steht die körperliche Veränderung im Vordergrund und nicht Kleidung und make up. Deshalb ist der Alltagstest in meinen Augen verfehlt und "Schnulli".

Mir ging es auch um die immer wieder behauptete Schädlichkeit von Hormonen. Das kann ja durchaus von Person zu Person und in Abhängigkeit der konkreten Medikamente unterschiedlich sein.
Mein Arzt hat mir übrigens stets von Injektionen (Spritzen) abgeraten, weil da die Gefahr besteht, dass bei Nebenwirkungen oder Problemen diese noch lange im Körper bleiben und keine schnelle Neutralisierung möglich ist.

Ja, liebe Freunde, alles nicht so einfach, "wenn man es doppelt nimmt", aber auch nicht komplizierter als das manche darstellen.

Ich wünsche einem Jeden, dass er / sie den für ihn ganz persönlich geeigneten und richtigen Weg findet.

Liebe Grüße

Eure Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Julia am 29.Jun 2010, 20:39
Also gerti , wenn du dich da so gut ausennst :D

bist du ma meine ensprech person ,
Ich mache sport , net übermässig und auch net wirklich krafttraining , ich hbe inline skates ein fahrrad ich geh ins studio aufn stepper oda joggen , mache sit  ups und bauch beine po übungen :

Mein ziel : eine schlane talie , und flacheren bauch und Oberbauch bereich ( also da zwischen rippen unterhalb des brustbeins )   weil ich momentan doch ziemlich viel wabbel speck am bauch hab also bestimmt 3 cm zuviel oda so ....

Wie ist das den dann mit den hormonen ?  bau ich dann zwar fett ab aba bekomm nicht sofort so ein männliches sixpack?  ich mein ich mach ja net viel  30 sit ups am tag oda so , aber angst hab ich trotzdem das es anstadt flacher  , breiter wird oda so bleibt weil einfach zu starke bauchmuskeln dann krieg .

Gruß Julia
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 30.Jun 2010, 00:33
Liebe Julia,
Tut mir leid, aber die speziellen Veranlagungen und Lebensweise bei Dir in Bezug auf die geeignete Hormoneinnahme solltest Du intensiv mit Deinem Arzt besprechen, denn ich kenne weder Deinen Gesundheitszustand, Vorerkrankungen u.ä. und bin auch kein studierter Mediziner.
Was ich in Bezug auf mich wusste, habe ich geschrieben. Ich erinnere mich, dass mein Arzt meinte, Gestagen ist für Transsexuelle nicht so entscheidend, das ist das sog "Gelbkörperhormon" und regelt bei biologischen Frauen vorrangig den Menstruationszyklus, also Reifephase, Eisprung, Blutung... Da wir das nicht haben und brauchen, wäre es von untergeordneter Bedeutung. Bezüglich Brustwachstum würden Antiandrogene (bei mir Cyproterol, ist derselbe Wirkstoff wie im Medikament "Androcur") mehr bringen. Progesteron spielt eigentlich gar keine Rolle und hat u.U. sogar vermännlichende Wirkung. Salben und Cremes sind wohl relativ schwach in der Wirkung.
Aber wie gesagt, auch ich wurde nach und nach eingestellt - zunächst geringe Dosen und dann - Stück für Stück - immer abhängig von körperlichen Gesundheitszustand - erhöht und es wurden dabei auch Medikamente gewechselt.
Also, alles offen und ehrlich dem Arzt sagen, auch Deine Bedenken, dann kann der Dich optimal einstellen...
Ich wünsche Dir viel Glück auf Deinem Weg

Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 30.Jun 2010, 23:11
Hallo Gollum,
Ja, so müsste es korrekt sein. Es kann durchaus sein, dass ich wieder mal Gestagen mit dazu bekomme, am Anfang der Therapie war Gestagen in einem Kombi-Präparat mit enthalten. Mein Arzt war nur jetzt erst mal der Meinung, ich brauche mehr Cyproteronacetat oder ähnliches (es gibt noch andere Wirkstoffe), um erst einmal das Testosteron richtig "runter zu kriegen" (der Spiegel war noch etwas hoch), denn erst dann können die weiblichen Hormone "voll angreifen" ("gg"). Und da er die Dosis Cyproteron stark erhöht hat, musste was anderes weichen, weil das sonst alles zusammen etwas "zu viel des Guten" wäre...
Dir alles Gute auf Deinem Weg.
Viele Grüße
Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 01.Jul 2010, 18:51
Mal so nebenbei: Cyproteronacetat *ist* ein Gestagen, halt ein synthetisches. Eines mit erheblichen Nebenwirkungen, die immer gerne übersehen werden. Im Gegensatz zu Progesteron ist es beispielsweise depressionsfördernd.

Auch ein männlicher Körper hat im übrigen Progesteron - und was man hat, benötigt man auch, egal, ob die Wirkung jetzt im Detail erforscht ist oder nicht. Nach einer hinreichend langen HRT und Hodenentfernung kann auch der Progesteronspiegel in den Keller gehen. Bei mir hat er sich mehr als halbiert. Was sollte daran sinnlos sein, hier wieder auszugleichen?

Cyproteronacetat ist im übrigen recht teuer. Progesteron leider auch: die Depotspritzen kosten z.B. ziemlich genau das Doppelte dessen, was die Estradiolspritzen kosteten. Man benötigt auch nur die Hälfte - ein Schelm, wer das auch nur im entfertesten zu interpretieren wagt....

Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 02.Jul 2010, 00:37
Hallo Bea,
Mir ging es mit dem Beitrag eigentlich lediglich darum, "Jungtransies" etwas aufzuklären und ein paar übliche Vorgehensweisen, besonders auch zum Verhältnis mit dem Arzt, was das Entscheidende ist, aufzuzeigen.
Wie gesagt, und da gebe ich Dir Recht, man kann nicht DIE Empfehlung geben. Bei jedem sind die hormonellen Voraussetzungen unterschiedlich und das kann nur der Arzt durch entspr. Messungen herausfinden.
Jeder hat auch andere Risikofaktoren (z.B. Zustand der Leber)...
Ich weiß ja selbst nicht, ob oder wie lange meine derzeitige Medikation bestehen bleibt - es ist ja ein Entwicklungsprozess und falls ich doch mal die Hoden entfernen lassen sollte, ergibt sich, so viel wie ich weiß, ohnehin eine neue Konstellation, dann ist ja wohl ein Antiandrogen oft nicht mehr nötig?
Viele Grüße
Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 02.Jul 2010, 00:40
Mein Punkt ist, dass Antiandrogene oft genug (meistens?) sogar prä-OP verzichtbar sind. Die Gründe habe ich hier und andernorts schon mehrfach zusammengefasst. Das ist allerdings gerade den Endokrinologen nicht immer bewusst. Im Interesse unserer Gesundheit sollten wir das aber wissen.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 02.Jul 2010, 19:59
Mag ja alles sein oder auch nicht???
Was ich nur immer nicht verstehe: Seit ich hier in der Internet-Transwelt unterwegs bin, sehe ich oft zwiespältiges Verhalten.
Die Transsexuellen, die ihren Weg erfolgreich beschreiten oder beschritten haben, stellen alles wie eine "Qual" hin, Warnungen über Warnungen - Wollt Ihr Euch damit "einmalig" machen? und junge "Neutranssexuelle" abschrecken? Ihr habt doch alle auch das "Teufelszeug Hormone" genommen und nehmt es noch. Ihr habt Euch OP´s unterzogen, die viel mehr Risiken als jedes Hormon haben. Und Ihr lebt alle noch?
Habt Ihr Hormon-Warner Euch alle nur mit Kräutern (Phytoöstrogene oder so ein Zeug) behandelt?
Klar haben Hormone Nebenwirkungen. Aber die habt Ihr doch auch in Kauf genommen? Cyproteroacetat z.B. ist meines Wissens ein alterprobtes Mittel und wird sehr erfolgreich und nebenwirkungsarm bei Männern zur Behandlung von Prostataleiden oft eingesetzt. Wenn das so schlimm wär, wie oft beschrieben, warum ist das noch am Markt?
Ich versuche, jungen Transies Mut auf ihrem Weg zu mache und werde das auch weiter tun.
Ohne Hormone geht es nun mal nicht und jede Medizin ist eine chemische Verbindung, die als Fremdprodukt in den Körper kommt und diesen "fordert". Wenn man das scheut, kann man eben seine Transsexualität nicht vollziehen - Punkt! Oder man geht einen Weg mit Risiken im klaren Bewusstsein - entweder - oder! Für mich jedenfalls war, ist und bleibt meine Entscheidung eindeutig - "lieber ein Leben mit Risiken, was lebenswert ist als ein lebenslanges Trauerspiel".

Alles Gute für Euch

Eure Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: tanjuscha am 02.Jul 2010, 21:51
Gerti, ich glaube Du hast da was missverstanden.

Ich habe hier noch keinen Beitrag gelesen, der generell gegen Hormone ist. Klar muss man überall die Riseiken abwägen (ich habe ja selber ein genetisch erhöhtes Thromboserisiko und nehme trotzem völlig durchschnittliche Dosen Östrogen, dafür rauche ich halt nicht).

Es gibt halt manchmal Menschen die eines der Mittelchen im Cocktail für Überflüssig halten. Das kann man Diskutieren, dazu sind die Foren ja da. Aber dann macht es Sinn konkret zu bleiben, denn leider geht es bei Hormonen nicht nur um den Geschmack.

Ich vermute allerdings auch, dass das Androcur = Cyproteronacetat am Anfang der HRT überflüssig ist, wie Beate schreibt. Erst Recht wenn es ganz zu Anfang ohne Östrogen gegeben wird, was ich auch schon gehört habe. Ich kenne auch jemanden die jahrelang postop Cypoteronacetat genommen hat, ohne an Nebenwirkungen zu leiden, aber das Beweist nix. Doch Fatalismus wie "alles oder auch nicht" führt da wirklich nicht weiter.

Alles Gute :-)

Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 02.Jul 2010, 23:37
Wenn Menschen kommunizieren, sind Missverständnisse unvermeidbar.
Das ist auch nicht weiter tragisch.
Ich ärgere mich, dass ich meine Präparate zur Schau gestellt habe, das macht ja außer mir...auch keiner.
Das sollte keine Empfehlung sein, nur illustrative Beispiele. Also, nochmal zu dem "teuflischen" Cyproteron. Dieses Medikament ist, lt. Beschreibung und Aussagen meines langjährig praktizierenden Arztes, zur Langzeittherapie von Prostatapatienten geeignet. Das wurde doch gar nicht für Transsexuelle entwickelt, sondern für Männer. Die normale Dosis beträgt lt. Beschreibung und Arzt 2 x 100 mg.
Und die Verabreichung von Antiandrogen wie Cyproteron ist ja gerade am Anfang notwendig, um den Testosteronspiegel zu senken. Dafür braucht man dann weniger andere Hormone. Übrigens ist die blutverdickende Wirkung, liebe Frau Biologin, bei Östrogen und Gestagen entschieden höher als bei Cyproteron. Und was die Leber betrifft: Herrgott, die wird ungefähr so belastet wie bei einer Beruhigungs- oder Schmerztablette. Und viele nehmen so was.
Wer natürlich vorbelastet ist mit einer schwachen Leber, muss vorsichtig sein. Und noch was zum Cyproteron. Es ist viel gefährlicher, wenn höherer Gehalt an Testosteron mit Östrogen und Gestagen im Körper konkurrieren als wenn das Testosteron durch Cyproteron fast ausgeschaltet wird.
Hier scheinen ja die Meinungen extrem auseinander zu gehen.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Kimber am 02.Jul 2010, 23:40
Ich bin ein wenig überfragt, wohin das hier laufen wird.

Jede Medikation muss dem Patienten angepasst sein.

Eigentlich bespricht man gerade zu Beginn der HRT unter Berücksichtigung der Blutbildergebnisse und dem eigenem subjektiven Empfinden recht intensiv mit dem Arzt die Vorgehensweise, um eine passende Medikation zu finden. Das kann Blocker beinhalten, muss aber nicht, je nach Verträglichkeit. Bedenkt man aber die potentielle Schädlichkeit von Blockern, so würde ich persönlich sie eher als letzten Schritt und nur in geringen Dosen (eine Tablette á 10 mg) und in einem zeitlich begrenzten Rahmen in Betracht ziehen. Ich vertrug die halt nicht, was aber bei einem anderen Menschen schon wieder ganz anders sein kann.

Bis sich letztlich ein stabiler Level einstellt, vergehen im Regelfall wenigstens Monate, was nicht weiter dramatisch ist.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 02.Jul 2010, 23:56
Gerti, darf ich raten: Du kommst aus dem Ruhrgebiet und bist bei einem niedergelassenen Endokronologen, der sich schon lange mit der Materie beschäftigt, nicht wahr?  Anhand dieser Dosierung kann man sehr gut eingrenzen, um wen es sich bei dem Arzt handelt - sowas machen außer ihm nämlich nur ganz wenige Ärzte - wenn überhaupt.

Ganz ehrlich - Du solltest den Arzt wechseln. Dringend. Derartige Dosierungen sind bereits richtig gefährlich. Hast Du mal den Beipackzettel gelesen - CPA kann in dieser Dosierung bereits tödlich sein! Wie bereits oben ausgeführt, ist es oftmals vollkommen ausreichend, einfach die Eigenschaften des Körpers auszunützen und in hinreichender Dosierung Estradiol zuzuführen. Das sind jetzt keine medizinischen Spezialtheorien wildgewordener Transfrauen, sondern die Anwendung grundlegenden biomedizinischen Wissens, nachzulesen in den Behandlungsempfehungen der amerikanischen oder der kanadischen endokrinologischen Fachgesellschaft. Und bis auf ganz wenige Ausnahmen richten sich auch hier die meisten Ärzte danach.

Was Deine Aussagen über den Pharmamarkt anbelangt: Cyproteronacetat hat als Progesteron-Ersatz versagt, man hat aber viel in den Stoff investiert. Da wird dann halt eine Nebenwirkung ausgenutzt. Die Zulassung des  Wirkstoffs wurde in den USA nicht ohne Grund von den dortigen Behörden abgelehnt.
Ein anderes Beispiel ist ein Wirkstoff, der urspünglich zur Behandlung von Herzleiden dienen sollte und in dieser Eigenschaft versagte. Jetzt wird er halt sehr erfolgreich als Potenzmittel vermarktet. SO tickt der Pharmamarkt - und das ist jetzt weder gut noch schlecht.

Auch ich habe aus den Details meiner HRT niemals ein Hehl gemacht. Sie zu wiederholen, würde nichts mehr bringen, denn das Medikament ist nicht mehr am Markt. Nur so viel - es war ebenfalls Androcur dabei. Ziemlich viel sogar, 50 mg pro Tag. Das habe ich dann innerhalb eines Jahres von Messung zu Messung halbiert, und weil meine Serumswerte stabil waren, habe ich es schließlich komplett abgesetzt. Progesteron als Depotspritzen war ebenfalls dabei. Das bekomme ich heute noch, ergänzend zum Gynokadin-Gel.

Abschließend noch: es ist gut, dass Du über Deine HRT berichtest. Da können wir Dich wengstens darauf aufmerksam machen, dass sie weit außerhalb des mittlerweile üblichen und bewährten liegt.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Laila am 03.Jul 2010, 01:53
Da kann ich nur Bea zustimmen!!!
 :-\
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 03.Jul 2010, 04:29
Ach Bea,
Also, 2 x falsch geraten - ich war weder im Steinkohlebergbau tätig noch bin ich bei einem Endokrinologen in Behandlung.
Ich gebe denen Recht, die sagen, es kommt auf den individuellen körperlichen Zustand und die fortlaufende medizinische Kontrolle an. Danach gestaltet und / oder ändert sich die Medikation.
Da ich Fan von Zitaten berühmter Leute bin , ein hierzu passendes zum Schluss, mit dem ich bislang ganz gut fahre:
" Man findet sein eigenes Leben gleich viel schöner, wenn man damit aufhört, es mit dem Leben der Leute von nebenan zu vergleichen. " Freidrich W. Nietzsche (dt. Philosoph)
In diesem Sinne wünsche ich Euch und mir optimale Behandlungserfolge mit möglichst wenigen oder gar keinen Problemen.
Viele Grüße
Eure Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 03.Jul 2010, 21:04
No comment (kein Kommentar)...
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 04.Jul 2010, 04:33
Ach, Freunde, es ist so heiß heute Nacht, ich kann nicht schafen.

Eins liegt mir doch noch auf dem Herzen - ich muss das einfach los werden!

Wenn nur das Wort "HORMONE" auftaucht, da, wie soll ich das sagen, sind auf einmal so Viele wie "aufgescheucht".

Bitte, seid ein bisschen vorsichtig und sorgsam mit Eurer psychischen Gesundheit, denn die hat großen Einfluss auf das Immunsystem und einen sich selbst gut regulierenden Organismus.

Mir kommt es manchmal so vor, als ob Ihr Euch so stark psychisch mit der Hormontherapie "unter Druck setzt", Euch damit "total fertig macht", dass es kein Wunder ist, wenn dann wirklich die ängstlich befürchteten Nebenwirkungen auch eintreten!

Für diese "Placebo-ähnlichen" Körperreaktionen auf Grund psychischer Ängste gibt es wissenschaftliche Beweise, auch aus den U.S.A.. Macht Euch alle bitte nicht selbst "verrückt".

Geht mit Lust und Freude, mit Erwartung und Aufgeschlossenheit an Eure lang ersehnte transsexuelle Veränderung heran, so wie ich es mache.
Kommt auf meine Homepage und schaut selbst.
Dann läuft auch alles gut, glaubt mir...

Und noch ein Rat: Lest am Anfang nicht zu viel im Internet oder bei irgendwelchen Foren...

Geht einfach Euren Weg, wie IHR es für richtig haltet.

Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr es erfolgreich schafft.

Eure Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 04.Jul 2010, 18:00
Also, Ihr "WARNER",
Zum Fakt: Beipackzettel (deutsch-original) zum Cyproterol: Nebenwirkungen - Lebererkrankungen... bei weniger als 1 von 10.000 Behandelten.
Es gibt ein Sprichwort, wie man Optimisten von Pessimisten unterscheidet - Ein Glas Wein - halb ausgetrunken - der Pessimist sagt: Mist, das Glas ist ja schon halb leer, der Optimist sagt: Oh, gut, das Glas ist ja noch halb voll.
Ich hoffe also als Optimist, dass ich zu den 9.999 Behandelten gehöre, die keine größeren Leberprobleme kriegen.

Und noch was: wer seid Ihr denn, dass IHR Euch das Recht nehmt, Medikamente zu "bewerten" und "Warnungen" auszusprechen...? Das ist hochgradig unseriös und nicht legitim! Ihr maßt Euch Urteile an, die Euch schlichtweg nicht zustehen und wozu Ihr gar nicht die Fachkunde besitzt. Entschuldigung, aber da habe ich mehr Vertrauen zu meinen Ärzten als zu selbsternannten Rechthabern.

Das war zu dem Thema mein letzter Kommentar - wer mich nicht verstehen kann oder besser will, soll es halt bleiben lassen. Jedem steht es frei, nach seiner "Fasson" glücklich oder auch nicht zu werden.

Alles Gute für Euch weiter

Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 04.Jul 2010, 19:14
Eigenlich wollte ich die Diskusion ja einfach laufen lassen. Aber angesichts des Bezeichnung als "selbsternannte Rechthaber"in möchte ich doch folgendes klarstellen:

Ich lebe seit knapp 5 Jahren mit meiner HRT und habe in dieser Zeit mehrere Ärzte kennengelernt, die lange Erfahrungen in der HRT haben, darunter auch mehrere, die die HRT aus persönlicher Erfahrung kennen, außerdem zwei habilitierten Endokrinologen mit entsprechendem Schwerpunkt. Ich habe mir in der Vergangenheit einen wie ich meine recht guten Überblick darüber verschafft, wie zumindest eine M2F-HRT üblicherweise angelegt ist und mir (ähnlich wie die meisten Chroniker bei anderen Krankheiten) angeeignet, diesen Teil meines Hormonspiegels selbst beurteilen zu können. Darüber hinaus habe ich mich über internationale endokrinologische Behandlungsstandards kundig gemacht - entsprechende Publikationen liegen mir im Original vor.

Insgesamt ergibt sich ein Bild, das recht konsistent eben gerade nicht (mehr) vorsieht, den Körper mit Antiandrogenen ruhig zu stellen und dann gering dosiert Östrogen dazu zu geben. Diese Methode der HRT war wohl in der Vergangenheit üblich, die Fachwelt ist aber seit langem davon abgegangen - mit ein paar wenigen Ausnahmen.

Unabhängig davon sind natürlich jede Frau und jeder Mann dazu aufgerufen, die eigenen "Wohlfühlwerte" zu kennen. Wichtig ist dabei vor allem, das nicht zu verabsolutieren.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 04.Jul 2010, 22:25
Ja - so ausgedrückt ist das m.E. völlig okay und deckt sich mit meiner Meinung.
Und dann ist immer der individuelle Zustand des eigenen Körpers und dessen fortlaufende Kontrolle und Überwachung entscheidend. Bei Top-Leberwerten und keiner genetischen Vorbelastung und Alkoholabstinenz wie bei mir sieht die Welt ganz anders aus als bei anderen Konstellationen. Dasselbe gilt bzgl. der Thrombosegefahr. Wer viel Bewegung hat wie ich (allein schon durch den Hund und Garten) ist weniger gefährdet als jemand, der die meiste Zeit sitzt...
Aber wie gesagt, das kann sich auch bei mir mal ändern, z.B. schon ab Mitte August, denn da habe ich die nächste große Blutkontrolle mit Leberwerten und Hormonspiegelbestimmung.

Ich wollte ja auch überhaupt nicht auf so eine detaillierte Medizindiskussion hinwirken, sondern verdeutlichen, dass es nunmal ohne Hormone nicht geht und dabei positive, aber auch negative Nebenwirkungen auftreten können.

Viele Grüße
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 04.Jul 2010, 22:33
Das letztere hat ja auch niemand in Frage gestellt.
Aber gestatte mir dennoch, es ein wenig zu relativieren: es gibt (gab in der Vergangenheit) sehr wohl Menschen, die ohne weitere medizinische Maßnahmen en sozialen Wechsel meistern. Ob das jetzt erstrebenswert ist oder nicht, sei dahingestellt. Für mich jedenfalls ist die HRT nach wie vor die ganz zentrale Maßnahme.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 04.Jul 2010, 23:23
Okay - einen hab ich noch, ein passendes Zitat zum Schluss, was sich mit meinen und den Meinungen meiner Vorschreiber decken dürfte:

"Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum."
J.W.v. Goethe (Mephisto zu Faust)

Einen schönen Sommer wünscht Euch
Gerti.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 04.Jul 2010, 23:43
Gollum,
Was ist eigentlich "Dein" Problem? Warum "ereiferst" Du Dich denn nur so? Bist Du selbst zu unsicher, ob Du es richtig machst?
Weißt Du, wenn Leute sich so aufregen über andere Meinungen wie Du und diese anderen Meinungen offenbar nicht ertragen können, steckt oft mangelndes Selbstbewusstsein dahinter.
Du bist doch in guter Behandlung, dann sei doch froh und bleib dabei! Was willst Du denn nur von mir? Du musst doch akzeptieren können, dass ich andere Meinungen und Erfahrungen habe als Du. Ich mache die HT jetzt insgesamt 8 Monate - was soll das?
"Toleranz" wollen wir Transsexuellen doch. Dann müssen wir die auch untereinander aufbringen - "Toleranz gegenüber Andersdenkenden" nennt man das auch.
Und warum fühlst Du Dich aufgerufen, "mir zu helfen"? Habe ich nach Hilfe gerufen? Doch wohl nicht. Ich hatte auch keine "Ratschläge" über MEINE HT erwartet und möchte das auch nicht!

Du musst in Deinem Leben noch lernen, gelassener mit Menschen umzugehen, die nicht so sind wie Du. Und Du musst die Vielfalt des Lebens und seiner Formen akzeptieren lernen. Genauso wie sich "derzeit vorherrschende" wissenschaftliche Meinungen auch jäh wieder ändern Können - ich nenne nur das Beispiel des Einflusses von Eiweiß und Eigelb auf den Cholesterinspiegel (Leberwert). Oder die lange Zerstrittenheit über den Einsatz des Hormons "Pankreon" bei Problemen mit der Bauchspeicheldrüse...

Nichts bleibt so wie es war - das Leben ist Veränderung...

Viele Grüße
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 05.Jul 2010, 00:41
Aber weißt du was : Egal. Tut mir höchstens Leid wieviel Zeit ich für die Posts zuvor verschwendet habe, um dir zu helfen.... Wäre ich lieber als Mädel draußen rum gelaufen in der Zeit, hätte ich mehr von gehabt.
Hi Gollum - diskutieren wir hier im ÖB nicht für alle, die irgendwann einmal zu dem Thema recherchieren könnten? Also stay cool - alles hat seinen Nutzen.

Zitat
Epi tut lausig weh, und für normal großen Männerbart (Backen, rund um Mund und Hals bis zum Kropf) kostet ca 300€ pro Behandlung von 10 Minuten Schmerz pur, und so 10x300 kannst du dafür einplanen...
Was mir ausgesprochen teuer vorkommt. Besonders, weil es in der Regel nicht mit 10 Sitzungen getan ist.
An Deiner Stelle würde ich nach einer Handvoll Sitzungen mit dem Lasern aufhören und zur Nadelepi übergehen. Das wird dann insgesamt wirtschaftlicher (gerade wenn der Laser gut wirkt, weil dann weniger Haare da sind), und bei einer guten Behandlerin sind die Schmerzen auch erträglich.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 05.Jul 2010, 18:15
Nun lass doch auch mal etwas "Spaß an der Freude" zu. Das muss doch nicht immer alles so "trocken" sein.
Und eben das wollte ich sagen. Die Diskussion war abgeglitten, weil "verkrampft", "verhärtet", voll Irritationen und Missverständnisse.
Da wollte ich zum Schluss mit dem Video sagen: Nun kommt, nehmt alles nicht "zu tierisch ernst", freut Euch Eures Lebens und geht Euren Veränderungsweg auf Eure Art.
Ist das denn so schlimm?
Viele Grüße
Gerti
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: bea am 05.Jul 2010, 18:29
Schlimm isses nicht. Aber wir haben dafür schon lange einen eigenen Thread. Da hab ich den Beitrag mal hinsortiert.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Gert-in-trans am 05.Jul 2010, 19:26
Hallo Bea,
Danke für den Tipp - das wusste ich ja noch nicht.
Viele Grüße
Titel: Re: Die Hormontherapie
Beitrag von: Johanna am 08.Sep 2010, 11:35
Ich habe meine letzten Messergebnisse erhalten (nach zugegeben zwei Jahren HRT):

Ich habe bisher ausschließlich Östradiol-Gel genommen und noch nie Androcur genommen, und jetzt das:
   17-β-Östradiol (E2)  202 ng/l  Kommentar: Hohe Östradiolkonzentration - wie periovulatorisch
   Testosteron gesamt  0,12 μg/l  Weiblicher Referenzbereich: 0,10 - ,70
Wenn das so weiter geht, muss ich noch Testosteron zufügen  :P

Soviel zu der Notwendigkeit von Androcur. Absolut überflüssig, das Zeug.

Die Transsexuellen, die ihren Weg erfolgreich beschreiten oder beschritten haben, stellen alles wie eine "Qual" hin, Warnungen über Warnungen - Wollt Ihr Euch damit "einmalig" machen? und junge "Neutranssexuelle" abschrecken? Ihr habt doch alle auch das "Teufelszeug Hormone" genommen und nehmt es noch.
Ich gehöre ja auch zu den "Geschädigten"1). Ich wollte damals auch möglichst zügig Hormone, weil ich von den ganzen tollen Wirkungen gelesen habe, und habe sie auch frühzeitig erhalten. Aber die Ergebnisse waren doch, zumindest als Unterstützung für den Alltagstest, eher mau. Nach einem halben Jahr hat der Muskelabbau an den Armen das Passing leicht unterstützt, und nach einem Jahr konnte man dann auch mal etwas Kleidung mit etwas mehr Ausschnitt tragen, aber das war's dann schon. Alles weitere, wie Haut und Geruch, wäre nur bei intimem Kontakt für das Passing von Bedeutung gewesen, aber dazu war ich im ersten Jahr ohnehin nicht weit genug. Nach zwei, drei Jahren wird das Gesamterscheinungsbild femininer, aber mal ehrlich, für die 1 1/2 Jahre Alltagstest bringen die Hormone doch fast nichts für das Passing, und ob man sie ein Jahr früher oder später nimmt, ist, wenn man seine Pubertät schon hinter sich hat, doch auch ziemlich Banane.

Das einzige, was bleibt, ist, dass Hormone die einzige reversible Möglichkeit sind, schon frühzeitig zu testen, ob man die körperlichen Veränderungen begrüßt oder ob man damit Probleme hat, und ob man psychische Veränderungen begrüßt. Lehnt man die Veränderungen ab, muss man sich rechtzeitig nach einem anderen Lebensentwurf umschauen. Aber die meisten "Neutranssexuellen" wollen die Hormone nicht deshalb, sondern für das Passing, möglichst vor dem ersten Ausgang, und da machen sie sich einfach falsche Hoffnungen.

Ich bin jetzt nicht prinzipiell gegen eine frühzeitige Gabe von Hormonen, aber ich bin dagegen, dass falsche Erwartungen geweckt werden, wie das u. a. auch in Gertis Eingangsbeitrag geschehen ist.

(Für Frau-zu-Mann gilt das nicht, da dort die Hormone deutlich anders wirken.)

1)OK, nicht wirklich geschädigt, da sich die Hormone als richtige Maßnahme erwiesen haben. Aber das wusste man damals ja noch nicht.
Titel: Re: DIE HORMONTHERAPIE
Beitrag von: Kimber am 08.Sep 2010, 13:56
Soviel zu der Notwendigkeit von Androcur. Absolut überflüssig, das Zeug.

Wer es verträgt, möge es nehmen. Wer es nicht verträgt, eben nicht. Wer es nimmt, obwohl er es nicht verträgt...tja, selbst schuld, kein Mitleid.

Alles weitere, wie Haut und Geruch, wäre nur bei intimem Kontakt für das Passing von Bedeutung gewesen, aber dazu war ich im ersten Jahr ohnehin nicht weit genug. Nach zwei, drei Jahren wird das Gesamterscheinungsbild femininer, aber mal ehrlich, für die 1 1/2 Jahre Alltagstest bringen die Hormone doch fast nichts für das Passing, und ob man sie ein Jahr früher oder später nimmt, ist, wenn man seine Pubertät schon hinter sich hat, doch auch ziemlich Banane.

Es gibt allerdings auch Menschen, die durchgehend intime Kontakte pflegen, da ist dann eine Haut- und vor allem Geruchsveränderung schon nicht unbedeutend. Gerade in einer Partnerschaft interessiert den Partner ja auch die Veränderung. Passing ist ja nicht immer das vorrangige Ziel.
Und Hormone können -nicht müssen- je nach körperlichen Gegebenheiten zb. die Gesichtszüge durchaus nach Monaten weicher machen (Wunder bewirken sie selbstverständlich auch keine, ist ja klar). Mal abgesehen davon, dass der Bartwuchs verlangsamt werden kann, was zb. den Arbeitsalltag vor der Epi doch erheblich erleichtert, wenn eine morgendliche Rasur reicht, um den Tag ohne Bartschatten zu überstehen.

Grippe überlebt man im Regelfall auch ohne Medikamente. Aber die meisten Menschen sagen sich auch, wozu umsonst leiden, wenn man sein Leid so einfach lindern kann?

 
Das einzige, was bleibt, ist, dass Hormone die einzige reversible Möglichkeit sind, schon frühzeitig zu testen, ob man die körperlichen Veränderungen begrüßt oder ob man damit Probleme hat, und ob man psychische Veränderungen begrüßt.

Gerade der letzte Punkt ist nun nicht unwichtig, wenn man in einer Beziehung lebt. Meine Frau hatte auch nicht das geringste Interesse ewig zu warten und sich ständig Gedanken zu machen, ob ich mit Hormonen den emotionalen Teppich unter den Beinen verliere, ob sich dann meine sexuelle Orientierung ändert oder ob ich zu einem emotionalen Wrack werde. Das Web ist ja voll mit derlei Horrorgeschichten über die vermeintlichen hormonellen Wirkungen diesbezüglich. Ein unnötiges Warten zwischen Bangen und Hoffen stellt schon eine vermeidbare Belastung für eine Beziehung dar.

Aber die meisten "Neutranssexuellen" wollen die Hormone nicht deshalb, sondern für das Passing, möglichst vor dem ersten Ausgang, und da machen sie sich einfach falsche Hoffnungen.

Ich würde die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt immer von der Reife einer Person abhängig machen. Und den Begriff meine ich jetzt unabhängig von Alter, Alltagstest, Werdegang ect. betrachtet, sondern nur im Hinblick darauf, ob der Mensch vor mir realistische Erwartungen hat, ob sein Handeln selbstbestimmt ist, und der Mensch mit den Folgen, gleich ob positiv oder negativ, umgehen kann.