Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Coming Out!? Wie erklär ich es...  (Gelesen 7702 mal)

Offline Claudia_3154

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Coming Out!? Wie erklär ich es...
« am: 17.Sep 2009, 11:29 »
Hallo ich binn jetzt 23 Jahre alt und will endlich "Ich" sein dürfen doch ich hab große hemmungen davor es meinen Eltern/Geschwistern zu sagen.
Ich weis das hat warscheinlich jeder und hab auch schon einiges dazu gelesen allerdings hilft mir das nich sehr weiter weil in meinem Fall "erschwerende" Bedingungen hinzukommen meine Mutter ist Fanatische Chrristin und zudem wohne ich aus verschiedenen gründen noch bei ihr mit meinen drei Geschwistern alles Brüder der jüngste wird in zwei Monaten 18.
Ich glaub sie würde mich glatt steinigen   :-[ naja gut das filleicht nich aber filleicht rauswerfen.
es hat bei mir schon früh bei den interessen angefangen und seit geraumer zeit trage ich auch in meinem Zimmer die entsprechende Kleidung, zudem hab ich in letzter zeit immer wieder gewisse anspielungen gemacht als wir letztens Schoppen waren mit ihr sogar frische Schminke und Enthaarungscreme Gekauft aber ich bezweifle das sie den wink verstanden hat.

Ich kann so nichmer weitermachen ich will endlich frei sein bitte könnt ihr mir filleicht ein paar Tipps geben^^

Fielen dank schonmal im vorraus
Claudia
« Letzte Änderung: 17.Sep 2009, 12:01 von bea »

Offline bea

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #1 am: 17.Sep 2009, 12:14 »
Hallo Claudia,

zuallererst mal ganz herzlich willkommen hier. Ich hoffe, Du wirst Dich hier wohlfühlen.

Auch wenn ich erst einmal ganz deutlich werden muss: wenn wir den Weg gehen, müssen wir uns dafür öffnen, erstmal alles zu verlieren und allein vollkommen neu anfangen zu müssen. Ohne Wenn und Aber. Gerade in einem Umfeld, wie Du es skizzierst. Das ist der Worst Case, und mit dem müssen wir umgehen können. Zum Glück kommt es meist nicht so schlimm, oft genug geht es sogar ganz gut.

Wenn Du daher noch nicht so genau weisst, wie Du mit Deinem familiären Umfeld umgehen sollst, die Frage: ist es denn schon an der Zeit für das Coming Out dort? Gibt es ggf. alternative Wege?

Bist Du beispielsweise schon in Psychotherapie? Das ist ohnehin nötig, und Du hat gleich jemanden, dessen Job es ist, Dir zu helfen, wenn es nach Deinem Coming Out schwierig werden sollte. Vielleicht ergeben sich dann in der Folge auch Wege, mit einer eventuellen Transition schon mal zu beginnen (Bart wegmachen...) und das Coming Out gründlich zu planen. Das wird jedenfalls notwendig sein.

Gibt es Wege, von der Wohnung her auf eigene Füße zu kommen? Vom Alter her würde das ja ganz gut passen?

Ansonsten natürlich die Frage, wo in der Bibel eigentlich etwas gegen Transsexualität und ihr Ausleben steht. Hast Du Dich damit bereits beschäftigt? Falls Du Material suchst - im Netz gibt es nicht allzuviel. Eine Freundin von mir hat einmal einiges zusammengestellt; ich habe es auf meiner Website konserviert.

Soviel fürs erste; es würde mich freuen, wenn das Gespräch weitergehen könnte.
Anfang 2005: Versuch, als Crossdresser klarzukommen
Oktober 2005: HRT
Anfang 2006: weitgehend kompletter sozialer Wechsel
2007: VÄ, Orchiektomie und offizieller Beginn der Nadelepi
2008: GA-OP bei Dr. Rossi

Offline Johanna

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #2 am: 17.Sep 2009, 14:25 »
Gibt es Wege, von der Wohnung her auf eigene Füße zu kommen? Vom Alter her würde das ja ganz gut passen?
Vom Alter her ist das seit fünf Jahren überfällig. Lebe dein Leben!

Zitat
Ansonsten natürlich die Frage, wo in der Bibel eigentlich etwas gegen Transsexualität und ihr Ausleben steht.
Ich habe extra mal einen Pastoren aufgesucht, um darüber zu sprechen. Seine klare Aussage: Die Bibel macht zu Transsexualität keinerlei Aussage.

Offline Claudia_3154

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #3 am: 17.Sep 2009, 17:52 »
Danke für die liebe Begrüßung Bea,

Ich denke auf jeden fall, dass es an der zeit ist und binn mir sehr wohl bewusst das es da einige schwierichkeiten geben kann.

meine zwei besten Freunde wissen schon bescheid und ich seh sowiso recht weiblich aus "kein Bart, lange Haare, lange Wimpern von Natur aus^^ und auch kleine Brüste.
Zudem lege ich wie ja schon auch Make Up auf.
Wenn mich jemand nich kennt kommt es schonmal vor, dass ich verwechselt werde (find ich übrigens immer wieder toll^^)

vor ca. zwei monaten hatte ich ein Termin bei einem Psychologen aber wir warn nich ganz auf der selben Wellenlänge, in 2 Wochen hab ich den Nächsten Termin bei einem anderen.

Allerdings wollte ich es vorher schon bekannt geben und dann als ich selbst auch zu ihm gehen. Einerseits zumindest andererseits möchte ich mich endlich auch außerhalb den kleinen Privatbereich (der durch die Wohnverhältnisse sowiso sehr gering ist) "komplett" fühlen. Klingt villeicht komisch aber mir ist keine bessere umschreibung eingefallen ^^

Das mit der eigenen Wohnung ist sehr kompliziert ich war schon auswerts aber mit der Arbeit ist einiges schief gelaufen und Psychisch stehts bei mir momentan auch nich zum besten.

Filleicht ist es mir ja aucch teilweise deshalb so wichtig.
aber genug geschwafelt danke für eure hilfe ich werds ihr auf jeden fall sagen ich muss einfach^^
wenn sie mich rauswirft mach ich Urlaub in einer Psychatrie^^

Offline bea

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #4 am: 17.Sep 2009, 20:46 »
Ok, irgendwann steht der Schritt an, und man muss ins kalte Wasser springen.

Vielleicht wird es ja einfacher, wenn Du Dir zumindest den Satz gut überlegst, mit dem Du das Gespräch einleiten willst und auch ein wenig planst, wann Du Deine Mutter in einem günstigen Moment erwischst. So ganz aus allen Wolken fallen dürfte sie ja angesichts Deines Aussehens kaum.

Auf jeden Fall viel Erfolg dabei.

Ach so, hast Du schon die persönlichen Texte zum Coming Out in unserem Portal entdeckt?

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Offline Johanna

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #5 am: 18.Sep 2009, 09:01 »
Der erste Schritt ist, dass du dir sicher bist (du klingst danach),
Nicht unbedingt.
Man kann auch über seine Gefühle, Ängste, Sorgen und Nöte sprechen, bevor man sich sicher ist. Gerade Eltern sollten ein offenes Ohr dafür haben ("sollten", ist leider nicht immer der Fall).

Es gibt verschiedene Methoden des Outings. Du kannst sagen
"Ich bin transsexuell und möchte mich zur Frau umwandeln lassen."
Du kannst aber auch sagen:
"Ich habe den starken Wunsch, eine Frau zu sein und komme damit nicht mehr klar." (ohne transsexuell zu erwähnen)
Im zweiten Falle wird weniger Porzellan zerschlagen, da man sich noch nicht so festlegt, und die Chance, dass deine Eltern dich unterstützen, einen Psychologen zu finden, ist größer.

Ich habe die zweite Lösung gewählt, und im Gegensatz zu Gollums Erfahrungen haben die Leute es sofort verstanden.

Zitat
Erschwerende Bedingung, yep, die sehe ich bei Religionsfanatikern auch. Solche Leute werden ein Problem damit haben, dass ihr ach-so-perfekter Gott Mist gebaut hat, den wir dann ausbaden können.
Nicht unbedingt.

Den Menschen ist schon vor Jahrtausenden aufgefallen, dass unsere Welt keineswegs perfekt ist, dass wir keineswegs im Paradies leben, und trotzdem kam niemand auf den Gedanken, dass Gott Mist gebaut habe. Die christliche Religion wie auch vorher schon die jüdische Religion hat auch Antworten darauf:
- Die Wege des Herrn sind unergründlich
- Die Vertreibung aus dem Paradies
- Das Buch Hiob
- u. A.
Fanatiker neigen allerdings zu mangelnder Flexibilität und zum Festhalten an selbst aufgestellten Dogmen, und das kann die Sache etwas erschweren. Aber nicht jeder, der religiös ist, ist auch ein Fanatiker.

annemarie

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #6 am: 18.Sep 2009, 10:00 »
hallo claudia,

willkommen in diesem forum.
ich bin auch gerade erst - aus einer inneren not heraus - hier eingetrudelt.
ich erlebe meine existenz zur zeit wie eine slow-motion der fallenden vase.

bitte suche dir eine(n) psychothrapeut(e/i)n. suche am besten nach personen, die das thema ts verstehen/behandeln.

zum thema christen habe ich einige anmerkungen.
ich habe selbst probleme, da ich mich sowohl für christlich halte als auch als gothic bezeichne.

christentum hat doch auch zu tun mit (bedingungsloser) liebe, vergebung, hilfe für die schwachen, wertschätzung des lebens.

wenn es probleme mit dem glauben deiner mutter gibt, dann musst die sie in einen inneren widerspruch führen. so sehe ich es.

vielleicht läuft es aber auch ganz unerwartet. suche das gespräch mit ihr. du wirst dich befreit fühlen.

probiere dich aus, lebe dein leben, folge deinem gefühl. höre weniger auf die wertvorstellungen anderer (der kirche, deinen eltern, dem therapeuten, diesem forum, mir), nutze sie aber als perspektiven für deine eigene entscheidung.

habe keine angst vor deinen fehlern.
überlege dir in ruhe die folgen deiner (geplanten) taten.

Offline Bärbel

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Re: Coming Out!? Wie erklär ich es...
« Antwort #7 am: 18.Sep 2009, 14:05 »
...Hallo ich binn jetzt 23 Jahre alt und will endlich "Ich" sein dürfen doch ich hab große hemmungen davor es meinen Eltern/Geschwistern zu sagen....
Hallo Claudia,

zuerst herzlich willkommen hier und ja, wir hatten alle das selbe Problem und nein, bei allen lief es komplett anders und die Bedingungen sind völlig verschieden.

Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Outing auch so spät wie möglich kommen kann. Je stimmiger Du auf andere wirkst, um so eher wird Dir auch Unterstützung gegeben. Gerade Eltern wollen ihre Kinder beschützen und von allem unsicherem Fernhalten.

In Deine Situation ist dieser Gedanke schwer umzusetzen, denn Zusammenwohnend ist selten ein Intimsphäre vorhanden, die die eigene Weiterbildung zulässt. Mit dem Kopf durch die Wand zu gehen war nie mein Ding und kleine Kompromisse halte ich immer für möglich. 

Ich habe die ersten Schritt auch ganz alleine und ohne Freunde oder Unterstützung hinter mich gebracht, wartete darum aber auch so lange, bis ich endlich eine eigene Wohnung hatte, keine Beziehung mehr und finanziell unabhängig war.

Denke daran, dass Du vor jedem Menschen nur genau eine Change hast. Versemmelt man die, ist das blöd. Darum war ich sehr zögerlich und habe mir für jeden, ob Freund, Familie oder Arbeitskollege eine andere Strategie überlegt. Das kann sich lohnen, auch wenn ein mühsamer und langer Weg ist.

Dir alles Gute und viel glück, denn gerade von sehr christlichen Menschen habe ich oft etwas anderes als Nächstenliebe mitbekommen.

Liebe Grüße
Bärbel