Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Unser Sohn (5 Jahre) möchte mit einem Mädchennamen angesprochen werden...  (Gelesen 2897 mal)

Offline Claudis World

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Hallo alle miteinander!

Ich bin neu hier. Konnte mich allerdings noch nicht vorstellen, weil ich nicht weiß, wie man bei der Uservorstellung einen Beitrag reinsetzt. Wenn ich es herausgefunden habe, werde ich das aber nachholen.

Nun zu meinem Anliegen und meiner Frage.

Also, alles hat ca. vor 6 Monaten begonnen. Unser Sohn (5 Jahre alt) sagte plötzlich, er wolle kein Junge mehr sein, sondern ein Mädchen. Erst einmal habe ich es so zur Kenntnis genommen und dachte, es wäre nur eine einmalige Bemerkung. Allerdings wiederholte er es in den darauffolgenden Tagen immer wieder. Auch Kleidung (ganz besonders von Hello Kitty) bzw. sonstige Sachen für Mädchen fand bzw. findet er ganz toll und wollte sie haben. Wir wollten bzw. wir unterstützen ihn in seiner "Phase" und sehten hinter ihm. Deshalb haben wir ihm auch nach ca. 2 Wochen die erste Mädchenkleidung (kurze Shorts von Hello Kitty und T-Shirt gekauft). Seine Reaktion: "Endlich Mädchensachen!" So ging es dann weiter. Auch im Kindergarten und im Privaten trägt "er" die Kleidung und fühlt sich offensichtlich auch ganz wohl damit. Seit ein paar Wochen will er auch nicht mehr zum Friseur gehen und trägt manchmal Haarspangen. Auch kommen viele Fragen bzw. Frau bzw. Mädchen sein. Seine Meinung, er möchte ein Mädchen sein, hat sich noch nicht geändert. Er möchte irgendwann mal Brüste haben und fragte auch, ob man den Piesel abschneiden könne. Als wir "ihn" fragten, ob er lieber mit einem Mädchennamen oder Jungennamen angesprochen werden möchte, sagte er: "mit einem Mädchennamen."

Und da wissen wir jetzt nicht so ganz weiter. Wir stehen hinter "ihm" - keine Frage - und wollen ihn auch unterstützen. Aber wir sind uns nicht sicher, ob wir seinem Wunsch nach der Vornamenänderung jetzt schon nachkommen sollen. Eigentlich würde es ja dazugehören, wenn wir "ihn" komplett mit der Situation akzeptieren würden. Es wäre jetzt keine auch Problem mit der Veränderung, weil unser Sohn *****  heißt. Man könnte dann zu "ihr" *****" sagen. Denn die Abkürzung "********" würde ja bleiben.

Was meint Ihr dazu? Wie habt Ihr das bei euren Kinder gemacht. Für Antworten wäre ich euch sehr dankbar....

Liebe Grüße,
Claudis World

Offline Kati

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Hallo Claudi,
mein (Trans)mädchen hat sich mit 4,5 Jahren geoutet. Dann dauerte es noch ca.10 Monate (probieren, genau hinhören usw.) bis sie die Rolle komplett gewechset hatte (der Leidensdruck war durchgängg vorhanden bzw.stieg) und dies ist seitdem durchgängig.
Vor zwei Wochen wurde sie als Mädchen eingeschult  :D
Mit dem Namen ging es fließend...Spitzname, ein bißchen vermeiden...sie forderte es mehr und mehr ein und irgendwann war es eben so.
Grüße Kati

Offline Gollum

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Der allerwichtigste Rat hier ist einfach, dass Eltern sich da nicht zu sehr einmischen und sich das Kind selber finden lassen. Gilt eigentlich generell sowieso immer. Wenn ein Mädchen da drin steckt, dann ist das einfach so, und es ist auch keine "Phase", sondern ein weibliches Gehirn wird einen männlichen Körper NIE akzeptieren. Wie auch? (und Transsexualität ist in großen Teilen eine pränatale Identitätsprägung entgegen dem körperlichen Geschlecht). Dennoch "kommt und geht" Transsexualität in "Phasen", heißt, mal ist das Leid mehr, mal weniger, es gibt Möglichkeiten der Ablenkung, Phasen aus aktivem Leid und Resignation. Aber wenn man "Gewöhnung" nicht mit "Resignation" verwechselt, gewöhnt man sich auch nicht daran, sondern es wird nur schlimmer. Alter 5 ist sehr früh aber auch nicht unüblich als erste Phase (wobei die oft nicht auffällt), es kommt und geht, wird ganz schlimm mit und vor allem nach der Pubertät. Und danach wird es mit dem Ändern auch schwer.

Ihr solltet euer Kind also so belassen, wie es ist. Heißt, nicht dagegen anzukämpfen, aber auch kein blinder Aktionismus. Das Kind zum Jungen zu erziehen oder einzuschüchtern (wie bei mir) ist totale Katastrophe, aber das Kind nun rosa anzustreichen ist auch Mist. Das Kind muss sich selbst finden. Ist es Mädchen, lasst es, will es irgendwann doch wieder Junge sein, hat das auch okay zu sein.

Wichtig ist, dass das Kind zu jeder Zeit minimal Leidensdruck hat. Ihr solltet es einfach mal versuchen, ihm den Gefallen mit dem anderen Vornamen zu tun, "offizielle Vornamensänderung" ist ja was Anderes und wenn, dann noch in weiter Ferne (locker halbes Jahr psychologische Begleitung, locker halbes Jahr Dauer Antrag beim Amtsgericht, in dem Alter rechnet weitaus mehr).

Vorerst lasst das Kind einfach machen und helft ihm, nach dem gewünschten Mädchen auszusehen. Das wird euch auch helfen, das Mädchen da drin zu erkennen. Und das Leid kommt langsam und es umfasst immer mehr Bereiche. Mit 8 oder 9 wollte ich auch nur einen Rock und lange Haare. Kaum hatte das erste Mädel das vorgemacht, wollte ich auch rote Fingernägel. Kaum kriegten die anderen Mädels Brüste, wollte ich auch etc... Das Leid bleibt also erträglich, wenn man kriegt was man will, ab wann man es will (und selbst da hat eine schöne weibliche Mähne noch 3 Jahre Lieferzeit...)

Das Gegenteil, wenn man Kinder einschüchtert und verunsichert, wäre dann zum Beispiel ich. Falsche Pubertät ist durch und hat (obwohl ich durchaus hübsch ganz gut als Frau durchgehe) den Körper entstellt, was so gegangen wäre braucht nun OPs (wie Stimme), zu viel gesammelter Selbstekel, wollte mich umbringen, 35 Jahre meines Lebens fehlen, bin immer noch nicht fertig mit Ändern, Familie kaputt. Und dennoch kommt sogar das Mädchen von damals in mir durch nach außen. Während "Gollum" um "Mädchen ihrs da unten" kämpft, kauft "klein Gollum" nun auch alles von Hello Kitty auf.
Ich habe mir die Tage, es ist ja mal wieder die Jahreszeit dazu, sogar eine Hello Kitty Schultüte gekauft. Leider 32 Jahre zu spät. Tut das eurem Kind bitte nicht an, sondern lasst es einfach so sein, wie es ist.  Egal, wie es ist. :beten:

Offline mihi

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Herzlich willkommen in diesem Forum!

Ich bewundere Kinder, die in diesem Alter schon herausfinden, was mit ihnen los ist. Ich habe 40 Jahre länger gebraucht. Und den Mädchennamen, den ich mir damals als Kind gesucht habe, habe ich meinen Eltern vorsichtshalber gleich gar nicht verraten. Wenn Euer Kind klar sagen kann, was es will, erspart es sich einiges Leiden.

Wie die Vorbeiträge schon sagen: Ihr solltet Euer Kind auch nicht drängen. Für Euch ist es sicherlich leichter, wenn Ihr wißt, woran Ihr seid, wenn kein Junge, dann wenigstens klar ein Mädchen. Das Kind muß seinen Weg letztlich selber finden, merken, was gut für es ist, was nicht paßt. So etwas pendelt oft auch etwas hin und her. Man übertreibt es erst einmal mit dem Mädchen-Sein, so als wäre man zu schnell losgelaufen und könnte nun nicht schnell genug am Ziel anhalten. Dann merkt man, daß auch noch eine gehörige Portion Junge da ist und auch ihr Recht haben will. So dauert es ein Weilchen, bis sich das eingepegelt hat. Das muß nicht so laufen, Ihr solltet Euch aber auch nicht wundern.

Mihi