Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Eltern+Beziehung CO  (Gelesen 7568 mal)

Offline Linus0711

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Eltern+Beziehung CO
« am: 28.Sep 2009, 13:16 »
Ohje ich stecke gerade in einem großen tief! Ich bin jetzt 28 und habe so lange ein Doppelleben geführt. Ich bin FTM und hatte bisher noch keinen Mut meiner Familie zu sagen was los ist. Der Druck wird stärker. Manchmal habe ich gar keine Lust mehr zu leben! Meine Eltern sind eigentlich total locker und lieb. Allerdings habe ich einen Fehler gemacht. Ich bin eine Beziehung eingegangen. Fast 2 Jahre lang sind wir zusammen. Vor ihm tue ich so als ob alles ok ist, gebe meiner Familie vor es ist alles ok... im inneren fühle ich mich schlecht. Nach außen hin die Liebe Tochter nach innen einfach ich!!!! Sex hatte ich mit diesem Mann nicht und werde ihn auch nicht haben. Er drängt nicht weil er weiß das ich psychisch einfach nicht kann. Man wird sehr kreativ! Ich mag diesen Menschen aber ich muss sagen er ist das untoleranteste Wesen der mir je begegnet ist!!! Er mag keine Schwulen, keine Lesben, er hasst Ausländer und ist in so vielen Dingen einfach mega verklemmt. Mit TS brauche ich ihm absolut nicht anzukommen! Nur habe ich das Problem, ich weiß nicht wie ich mich von ihm lösen soll. ich empfinde rein keine Liebe denn ich bin nciht schwul. Auch wenn mein Körper das anders hinstellt! Mein Innenmann ist nicht schwul. ich kann mich aber nicht lösen. Warum auch immer ich kann es nicht! Manchmal frage ich mich ob ich einfach nicht ganz dicht bin und wieso ich nicht einfach sage "tschüss" aber das problem ist auch das meine Eltern ihn sooo sehr mögen. Jeder Fehler egal in welcher hinsicht wird seitdem er da ist auf mich gestellt. Ich bin an allem schuld, der arme simon ist doch so toll und nett. Obwohl ich das Kind meiner Eltern bin! Ich wollte das sie stolz auf mich sind stattdessen schwirrt in mir dieses männliche im Kopf herum welches nicht zu meinem Körper passt und ich habe Angst alles zu verlieren. Bin abhängig von meinen Eltern da ich noch 1 Jahr studiere! :( Ich weiß nicht mehr was ich tun soll!

Offline Bärbel

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #1 am: 28.Sep 2009, 20:56 »
Lieber Linus0711,

zuerst einmal ein herzliches willkommen hier. Und weiter mein Bedauern, dass es Dich ebenso erwischt hat wie die meisten der hier Schreibenden. Es ist keine schöne Krankheit und kaum jemand geht ohne Blessuren diesen Weg.

Gerade der von Dir beschriebene Zeitpunkt ist immer ganz schwer. Und ebenso Deine Abhängigkeit von Eltern und der Beziehung. Und wenn ich dann lese, dass Dir Endgültiges als Lösung vorschwebt, solltest Du etwas ändern. Denn wenn Du so weiter machst, wird es Dich zerreißen.

Wie man den Knoten zum Platzen bringt ist eine gute Frage. Ich schick Dir mal eine Mail dazu.

Liebe Grüße
Bärbel
« Letzte Änderung: 28.Sep 2009, 22:07 von Bärbel »

Offline Michela

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #2 am: 28.Sep 2009, 21:38 »
Lieber Linus,

herzlich willkommen im Forum auch von mir!  :)

Ratschläge zur Partnerschaft kann ich leider (oder für mich zum Glück) keine beitragen, weil ich selber nicht dazu fähig war. Aus Deinem Eingangsposting lese ich aber eine gewisse psychische Abhängigkeit von Deinen Eltern heraus. Vielleicht hilft es Dir, daran zu arbeiten diese zu verringern? Du bist 28 Jahre alt, da haben manche schon eine eigene Familie gegründet und zahlen ihr Haus ab! Nur weil Du wegen Studium noch wirtschaftlich von Deinen Eltern abhängig bist, brauchst Du nicht die gleichen Weltanschauungen und Moralvorstellungen haben.

Liebe Grüße, Michela

Offline bea

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #3 am: 29.Sep 2009, 02:18 »
Hallo Linus,

zuerst mal herzlich willkommen hier.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir zusätzlich eingefallen:

Zuerstmal sollte der Abschluss Deines Studiums absolute Priorität haben; die Endphase des Studiums und die frühe oder gar heiße Phase einer eventuellen Transition passen nicht zusammen. Allerdings sollte das nicht unbedingt heißen, dass Du Dich mit aller Gewalt verbiegst - vielleicht kannst Du ja Deine Eltern um Hilfe bitten? Behutsam?

Kann es sein, dass Du mit Deiner Beziehung in einer Sackgasse steckst? Wie würdest DU dauerhaft  zu der Beziehung stehen können? Wie viel ist sie Dir wert? Genug um alles zu unterdrücken? Stark genug, um Dich ggf. längerfristig in der alten Rolle zu stabilisieren? Was würde passieren, wenn Dein Freund tatsächlich irgendwann "mehr" wollte (versteh vor allem dies bitte als Frage, die Du vor Dir selbst beantworten solltest, nicht uns gegenüber)?

Was wären die Konsequenzen eines Coming Outs gegenüber Deinem Freund? Wäre die Beziehung in eine Freundschaft umdeutbar? Was wären die Konsequenzen, wenn das Coming Out nicht stattfände? Noch nicht? Was wäre das kleinere Übel?
Anfang 2005: Versuch, als Crossdresser klarzukommen
Oktober 2005: HRT
Anfang 2006: weitgehend kompletter sozialer Wechsel
2007: VÄ, Orchiektomie und offizieller Beginn der Nadelepi
2008: GA-OP bei Dr. Rossi

Offline Linus0711

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #4 am: 29.Sep 2009, 11:26 »
Hallo Linus,

zuerst mal herzlich willkommen hier.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir zusätzlich eingefallen:

Zuerstmal sollte der Abschluss Deines Studiums absolute Priorität haben; die Endphase des Studiums und die frühe oder gar heiße Phase einer eventuellen Transition passen nicht zusammen. Allerdings sollte das nicht unbedingt heißen, dass Du Dich mit aller Gewalt verbiegst - vielleicht kannst Du ja Deine Eltern um Hilfe bitten? Behutsam?

Kann es sein, dass Du mit Deiner Beziehung in einer Sackgasse steckst? Wie würdest DU dauerhaft  zu der Beziehung stehen können? Wie viel ist sie Dir wert? Genug um alles zu unterdrücken? Stark genug, um Dich ggf. längerfristig in der alten Rolle zu stabilisieren? Was würde passieren, wenn Dein Freund tatsächlich irgendwann "mehr" wollte (versteh vor allem dies bitte als Frage, die Du vor Dir selbst beantworten solltest, nicht uns gegenüber)?

Was wären die Konsequenzen eines Coming Outs gegenüber Deinem Freund? Wäre die Beziehung in eine Freundschaft umdeutbar? Was wären die Konsequenzen, wenn das Coming Out nicht stattfände? Noch nicht? Was wäre das kleinere Übel?

Ja ich stehe in einer Sackgasse. Was das Thema Beziehung betrifft bin ich absolut ein Transmann der einfach auf Frauen steht. Ich versuchte nur nach außen hin mit dieser Beziehung zu zeigen ich bin normal! ich bin nicht krank! Das ist das Problem. Nun mag ich diesen Menschen aber als Freund! Er mich natürlich als "Partnerin" Was ich aber nicht mehr kann. Ich tue mir mit allem auf einmal so schwer. Seit mir klar ist das ich TS bin bekomme ich nichts mehr auf die Reihe. Sogar das beenden einer Beziehung ist für mich schlimm :(

Offline Bärbel

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #5 am: 29.Sep 2009, 13:01 »
...Ja ich stehe in einer Sackgasse. ...
Hallo Linus,

ja, Sackgasse beschreibt den Zustand gut. Ich fühlte mich immer an der Klippe stehend mit dem Feuer im Rücken und die Alternativen waren nur ertrinken oder verbrennen. Ich habe ganz lange gewartet mit dem springen, denn die Angst vor dem Ungewissen war groß und im Internet finden sich viele wenig ermunternden Berichte. Und ob ich schwimmen konnte war ebenso ungewiss wie die stete Hoffnung, das Feuer geht aus, bevor es mich erreicht.

Der Zeitpunkt ist immer falsch. Entweder ist man finanziell oder emotional abhängig, oder die Wohnsituation ist nicht intim genug, zum Bildungsweg sollte es passen etc.

Entscheidend wird leider Dein persönlicher Leidensdruck, denn ohne diesen beginnt niemand den Weg und ist er erstmal da, lähmt er mit Depressionen die Entscheidungsfreiheit.

Hast Du schon eine Therapie begonnen? Damit hättest Du erstmal einen unabhängigen Gesprächspartner außerhalb des Freundeskreises. Das kann die Gefühle ordnen helfen. Vielleicht können wir Dir auch ein wenig Stütze seien. Denn bitte mach nichts Vorschnelles. Man lebt nur einmal und ebenso hast Du auch bei jedem anderen genau einmal die Change auf ein Outing.

Früher habe ich die FzM Fraktion ob der Möglichkeiten beneidet. Denn sich als Frau männlich zu geben heißt erstmal nur burschikos oder taff und ist völlig akzeptiert. Aber die Hormone wirken viel stärker und eindeutiger. Das ist sicher ein Vorteil für das Passing, aber ebenso ein one - way ticket. Denn mit Bart und nach dem Stimmbruch lebt es sich als Frau ziemlich schlecht.

Und hoffentlich bist Du auf Männer unter Männern vorbereitet. Ich habe das nie ertragen, aber wahrscheinlich denkst Du so über Frauen unter Frauen.

Wie weit bist Du denn schon abgesehen von dem Wunsch der Umsetzung. Ist das Profilfoto ein aktuelles von Dir?

Ganz liebe Grüße
Bärbel

Offline Linus0711

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #6 am: 29.Sep 2009, 14:35 »
hallo :)
nein das foto ist nicht mein aktuelles foto. das war ein avatar aus dem forum hier.
ich war gestern bei der selbsthilfegruppe und bin jetzt mittlerweile auf dem weg mir eine therapie zu suchen. morgen früh werde ich diese divere therapeuten suchen und dann anschließend eine VÄ beantragen!!! (die anträge habe ich schon!)

es ist einfach schwer weil ich nicht weiß wie ich das CO bei meinen eltern machen soll. mir fehlen immer die worte :(

Offline Bärbel

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #7 am: 29.Sep 2009, 14:40 »
...es ist einfach schwer weil ich nicht weiß wie ich das CO bei meinen eltern machen soll. mir fehlen immer die worte :(
Hallo Linus,

ich hatte meinen Eltern einen langen Brief gesendet. Das war mir lieber, als ein persönliches Gespräch, da ich ohne Unterbrechung und nach meiner Struktur das Thema durchgehen konnte.

Wenn es Dir weiter hilft, kann ich dir gerne den Brief zukommen lassen.

Ich drück Dir die Daumen. Liebe Grüße
Bärbel

Offline bea

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #8 am: 29.Sep 2009, 15:26 »
Hallo Linus,

die Idee mit den Briefen kann wirklich eine gute sein - gegenüber meiner Mutter und einer meiner Schwestern habe ich diese Form ebenfalls gewählt.

Auch wenn das Coming Out dann letztlich doch unter vier Augen geschehen sollte, kann allein schon das Entwerfen der Briefe vielleicht helfen, die Gedanken ein wenig zu sortieren und auf das wesentliche zu reduzieren. Vielleicht könnte ein Entwurf eines Briefes an Deinen Freund auch Angebot/Wunsch/Hoffnung auf eine kameradliche Freundschaft unter Männern enthalten?
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Offline selfmademan

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #9 am: 29.Sep 2009, 19:11 »
Hallo Linus,

zur Abwechslung mal ich (ein Transmann post-OP), nachdem Dir hier bisher nur MzF geantwortet haben.

Hm, nur mit einem Mann zusammensein, damit man "normal" rüberkommt? Ich denke, damit belügst Du Dich selber. Wenn Du Dich für andere verbiegst, merkt das die Umwelt und schaut Dich noch schräger an, weil Du dann nicht authentisch bist.

Sicherlich habe auch ich Angst gehabt, mich in einem frühen Stadium mit einer Frau zu zeigen, weil ich einfach nicht wollte, daß man mich als Lesbe labelt. Ich muß dazu sagen, daß ich bi bin. Aber irgendwann war es mir sowas von scheißegal was andere Leute denken. Ich wollte endlich glücklich sein und zu mir selber stehen und so habe ich angefangen mit Frauen anzubandeln, egal wie ich nun ausgesehen habe und das tat mir verdammt gut. Ich erlaube mir seitdem, einfach ein gesundes Maß an Egoismus zu leben und nur an mich zu denken. Und wenn man selber glücklicher ist, ist man von außen weniger angreifbar, weil man auch authetischer ist.

Viel Glück

Offline Bärbel

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Re: Eltern+Beziehung CO
« Antwort #10 am: 30.Sep 2009, 11:30 »
Hallo Linus,

ich habe mir eben mal einige der Briefe durch gelesen und bin der Meinung, dass alle Vorlagen von Briefen schwer auf die eigene Situation zu übertragen sind. Ohne Dich und Deine Eltern näher zu kennen ist es immer schwer, die richtigen Worte und die richtigen Inhalte zu finden.

Ich habe für meine Eltern zuerst einen Spannungsbogen aufgebaut. Die hatten mit bekommen, dass es mir zu der Zeit beschissen ging und waren besorgt, kannten aber die Ursachen nicht. Dann habe ich einen Brief angekündigt, in dem ich ihnen mein Problem in Ruhe darlegen will. Und in dem Brief begann ich zuerst in Ruhe über eine Seite zu beschrieben, wie es mir ging, damit deutlich wird, dass dringend etwas passieren muss und es so nicht weiter gehen kann. Das müssen die Eltern emotional erfassen, dass man kurz vor dem Selbstmord steht und es nicht die Lösung gibt, wie bisher weiter zu machen.

Und dann verpackte ich etwas theatralisch, das ihr Sohn gerade stirbt. Das dafür aber endlich die immer schon vorhandene Tochter zum Vorschein kommt, die viel lebensfroher und glücklicher ist. Und das alle etwas davon haben werden. Weiter konnte ich schon von sehr positiven Erfahrungen berichten, um ihnen die Angst zu nehmen.

Und dann gab es einen kleinen wissenschaftlichen Teil, um ihnen die Schuldgefühle zu nehmen. Irgendwas mit Hormonen, Gehirn und blablabla, aber blos keinen Zusammenhang herstellen, dass die Eltern meinen würden, man gibt ihnen die Schuld. Es muss als körperliche Krankheit rüber kommen, wie ein Krebs. Der wird auch behandelt und keiner fände das schlimm und würde vorschlagen, das psychologisch klären zu müssen.

Und zum Schluss dann die Hoffnung auf eine viel harmonischere gemeinsame Zukunft und der Handreich, dass man auf jede Reaktion vorbereitet ist, aber sich freuen würde, gemeinsam die Zukunft zu entwickeln.

Wie gesagt, wenn Du Lust hast, ruf einfach mal durch. Dann kann man die Möglichkeiten besser abgrenzen. Ich bin nur gerade auf Dienstreise, aber heute Abend wieder zu Hause.

Ganz liebe Grüße
Bärbel