Hallo Linus,
ich habe mir eben mal einige der Briefe durch gelesen und bin der Meinung, dass alle Vorlagen von Briefen schwer auf die eigene Situation zu übertragen sind. Ohne Dich und Deine Eltern näher zu kennen ist es immer schwer, die richtigen Worte und die richtigen Inhalte zu finden.
Ich habe für meine Eltern zuerst einen Spannungsbogen aufgebaut. Die hatten mit bekommen, dass es mir zu der Zeit beschissen ging und waren besorgt, kannten aber die Ursachen nicht. Dann habe ich einen Brief angekündigt, in dem ich ihnen mein Problem in Ruhe darlegen will. Und in dem Brief begann ich zuerst in Ruhe über eine Seite zu beschrieben, wie es mir ging, damit deutlich wird, dass dringend etwas passieren muss und es so nicht weiter gehen kann. Das müssen die Eltern emotional erfassen, dass man kurz vor dem Selbstmord steht und es nicht die Lösung gibt, wie bisher weiter zu machen.
Und dann verpackte ich etwas theatralisch, das ihr Sohn gerade stirbt. Das dafür aber endlich die immer schon vorhandene Tochter zum Vorschein kommt, die viel lebensfroher und glücklicher ist. Und das alle etwas davon haben werden. Weiter konnte ich schon von sehr positiven Erfahrungen berichten, um ihnen die Angst zu nehmen.
Und dann gab es einen kleinen wissenschaftlichen Teil, um ihnen die Schuldgefühle zu nehmen. Irgendwas mit Hormonen, Gehirn und blablabla, aber blos keinen Zusammenhang herstellen, dass die Eltern meinen würden, man gibt ihnen die Schuld. Es muss als körperliche Krankheit rüber kommen, wie ein Krebs. Der wird auch behandelt und keiner fände das schlimm und würde vorschlagen, das psychologisch klären zu müssen.
Und zum Schluss dann die Hoffnung auf eine viel harmonischere gemeinsame Zukunft und der Handreich, dass man auf jede Reaktion vorbereitet ist, aber sich freuen würde, gemeinsam die Zukunft zu entwickeln.
Wie gesagt, wenn Du Lust hast, ruf einfach mal durch. Dann kann man die Möglichkeiten besser abgrenzen. Ich bin nur gerade auf Dienstreise, aber heute Abend wieder zu Hause.
Ganz liebe Grüße
Bärbel