Hallo Suparat,
lieben Dank für die Aufklärung. Nunja, ich bin bei der Mißbrauchsthematik mittlerweile sehr sensibel geworden, aufgrund meiner eigenen Aufarbeitung meiner Vergangenheit (Geschichte des Stammbaumes meiner leiblichen Eltern). Da fangen dann meine Alarmglocken sehr schnell zu schrillen an. - Ich bin einem Mißbrauch an mir selber auf der Spur, die Indizien sind erschreckend, einen letzten Beweis habe ich leider noch nicht.
In mir selbst war immer die Angst als sie klein war, auf dem Heimweg vom Kindergarten oder später von der Schule, dass war die Angst dass ihr was zustoßen könnte! Schließlich kamen zu der Zeit ja immer wieder Meldungen in den Medien von Mißbrauchsopfern. Ich wollte sie vor allem behüten, kannst du das verstehen?
Ja, das ist verständlich. Nur finde ich es absolut schade, daß das Thema wieder eingeschlafen ist. Aus den Augen aus dem Sinn. Sogesehen müßte man Zeit seines Lebens Angst um seine Kinder und jüngeren Mitmenschen haben. "Tatort Internet", was endlich mal die Leute aufgerüttelt hat, wurde nach 10 Folgen beendet und die Initiatoren wüst beschimpft. Kein Wunder, solange Täter bis in die oberen Etagen der Macht sitzen, einschließlich im Rechtssystem z. B. als Anwälte und Richter, wird sich daran auch nichts ändern. Auch der sexuelle Mißbrauch in den Kirchen ist als Thema wieder eingeschlafen. Die Täter schaffen es immer wieder, diese Themen aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu kicken. Dabei leben wir inmitten einer Mißbrauchsgesellschaft, jedes 3. Mädchen und jeder 5. Junge wird Opfer sexueller Gewalt. Es ist das meistverbreiteste Verbrechen auf Erden. Fast immer geht es dabei nur um Machtausübung.
Ich denke mal nur eine Mutter die ihr Kinder sehr liebt fühlt so und ist manchmal übervorsichtig gebe ich ja zu. Aber sonst war sie/er schon immer ein eingenständiger Mensch schon in Kindergartenalter.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Aber übertriebene Vorsicht kann auch nach hinten losgehen. Auch Kinder müssen Erfahrungen sammeln, lernen mit Mißerfolgen klar zu kommen, nur so kommen sie im späteren Leben als Erwachsener weiter. Gleichzeitig kann man seine Kinder aber auch altersgerecht sensibilisieren, indem man ihnen erklärt, warum welche Orte zu welcher Uhrzeit oder im dunkeln nicht mehr allein bzw. ohne erwachsene Begleitung aufgesucht werden sollten.
Ich weiß nicht wie es bei dir war ob du auch von deinen Eltern so geliebt wurdest?
Ich wurde nicht wirklich von meinen Pflegeeltern geliebt. Ich war die Erfüllung eines Eides, der im Raum stand. Sobald die leibliche Tochter die schwere Herzkrankheit überleben würde, würde sich die Pflegemutter eines fremden Kindes annehmen. Das war dann ich. Mein Schicksal wurde mit dem Schicksal meiner Pflegeschwester verknüpft, so daß ich im Vergleich zu Gleichaltrigen viel weniger tun durfte. Dafür wurde ich oftmals belächelt, was ich natürlich nicht so sonderlich toll fand. Mag sein, daß mich meine Pflegemutter irgendwo bissel gern hatte, aber geliebt? Ich kenne ja nicht mal ihre Gefühlswelt, nie hat sie mit mir über ihre eigenen Empfindungen, Ängste und Wünsche gesprochen, sowas wurde immer unter den Tisch gekehrt. Und dann wundert sie sich, daß ich mich ihr ebenfalls nie anvertraut habe. Das einzige was an emotionalen Äußerungen passierte waren immer Vorwürfe mir gegenüber. Das böse Kind, was sich gegen seine Eltern stellt. Ich hatte schon immer einen sehr starken Willen und wollte auf eigene Faust meine Erfahrungen sammeln, das gab dann immer Krach, weil sie ja so übertrieben Angst um mich hatte, sie war schon nahezu gluckenhaft, aber Liebe? Fehlanzeige. Sobald ich eine andere Meinung als sie hatte, wurde ich als böse, frech und unverschämt bezeichnet, da wundert es nicht, wenn man anfängt, sich zu verschließen und einfach besser die Klappe hält. Ich habe trotz des starken Willens sehr wenig Selbstbewußtsein gehabt und als Erwachsener war ich mitten in dieser Konditionierung drin, ich habe mich nie getraut, eine eigene Meinung zu haben, geschweige denn sie zu äußern, denn ich wußte ja, was passieren würden, wenn ich meine eigene Meinung vertreten würde.
Ich wollte geliebt und gemocht werden und habe mir dann die Meinungen anderer Menschen zu eigen gemacht, obwohl ich mich immer unwohl dabei gefühlt habe, leider wußte ich nicht, warum ich mich unwohl gefühlt habe. Seitdem ich das begriffen habe und seitdem ich meine wahre Identität lebe, geht es mir um Welten besser. Ich kusche nicht mehr vor anderen zurück, ich vertrete offensiv meinen Standpunkt und lasse mich auch nicht mehr davon abbringen. Argumentativ überzeugen lasse ich mich gerne mal, aber überreden klappt bei mir nicht mehr. Ich habe mir durch meine selbstbewußte Weiterentwicklung viele Feinde gemacht, sie können es nicht ertragen, daß ich nicht mehr nach deren Vorstellungen funktioniere und mich nicht mehr manipulieren lasse, aber das ist mir sowas von schnuppe. Mittlerweile bin ich nicht mehr auf Liebesbekundungen angewiesen und ich renne meinen Mitmenschen auch nicht mehr hinterher.
Ich habe jetzt viel geschrieben, aber mir war es ein Bedürfnis, Dir das mal alles zu erzählen. Hoffe Du fühlst Dich jetzt nicht erschlagen.

Ansonsten schließe ich mich Schneemann an und denke, daß Du schon alles richtig gemacht hast.
